NG200403021

Wie entschieden Clara im Sommer 1228 dem Papst ins Angesicht widersteht, überrascht die Historiker 35 : «Felicis recordationis dominus papa Gregorius... paterno affectu sanctam istam artius diligebat. Cui cum suaderet ut propter eventus temporum et pericula saeculorum aliquas possessiones assentiret habere quas et ipse liberaliter offerebat, fortissimo animo restitit, et nullatenus acquievit. Ad quam respondente pontifice: Si votum formidas, nos te a voto absolvimus. Sancte pater, ait, nequaquam a Christi sequela in perpetuum absolvi desidero». Marco Bartoli und Maria Pia Alberzoni weisen darauf hin, dass das Verhältnis zwischen Gregor IX. und Clara sich für den Rest des Pontifikats markant abkühlt 36 . Tatsächlich setzt der neue Kardinalprotektor Rainaldo, der wie Gregor aus dem Geschlecht der Segni-Grafen stammt, San Damiano Wochen später an die Spitze eines programmatischen Rundbriefes. Die Schwestern von Assisi sollen den päpstlichen Klosterverband offensichtlich anführen. Clara erringt jedoch fast auf den Tag genau einen Monat später vom Papst selbst die Bestätigung ihres Armutsprivilegs. Es gesteht ihrer Gemeinschaft den absoluten Besitzverzicht zu und erlässt ihr damit implizit die Observanz der Hugolinsregel 37 . Unbeeindruckt von Claras Widerstand verfolgt der Segni-Papst seine Nonnenpolitik weiter, die noch 1228 mit einer ersten iberischen Gründung in Pamplona europäische Dimensionen «QUIA DIVINA INSPIRATIONE...» 851 35 LegCl 9 [14], neu zu zitieren nach: Legenda Latina Sanctae Clarae (Assisi 2001), hier 123-126; zu Claras mutigem Verhalten («arditezza»): M. B ARTOLI , Chiara d’Assisi (Roma 1989) 172-173. 36 M. B ARTOLI , Gregorio IX, Chiara d’Assisi e le prime dispute all’interno del movimento francescano , in: Rendiconti dell’Accademia Nazionale dei Lincei 35 (1980) 97-108; A LBERZONI , Chiara e il Papato , 58-60. 37 Gregors Besuch in San Damiano wird in die Zeit zwischen Mai und Mitte Juli datiert: G RAU -S CHLOSSER , Leben und Schriften , 133; A LBERZONI , San Damiano nel 1228, 470. Das Schreiben Kardinal Rainalds an «die Äbtissinnen und Gemeinschaften der Armen Frauen in den Klöstern von San Damiano in Assisi, von S. Maria von Vallegloria (Spello), von Perugia, Foligno, Firenze, Lucca, Siena, Arezzo, Borgo, Acquaviva, Narni, Città di Castello, Todi, S. Serafia bei Tortona, Faenza, Milano, Padova, Trento, Verona, Orvieto, Gubbio, S. Paolo bei Spoleto und Cortona» ergeht am 18. August 1228. Die Bestätigung des Armutsprivilegs erfolgt in Perugia am 17. September 1228.

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