NG200403021

Handelns ist der Geist Gottes (inspiratio divina), zweites Subjekt sind die Schwestern (vos), und Franziskus erscheint mit den Brüdern als drittes Subjekt, das die Lebenswahl der Schwestern nicht bestimmt, sondern unterstützt. Im Gegensatz zu Ugolinos Lebensform von 1218/19 atmen diese Zeilen vielmehr Ehrfurcht vor der Lebenswahl einer Gemeinschaft als legislative Autorität. Die kraftvoll-dichte «Lebensform» von San Damiano kann auch Claras Mut erklären, mit dem sie Gregor IX. ins Angesicht widerstand. Tatsächlich gefährdete päpstliche Politik letztlich den Kern einer Lebensweise, die sich in intimen Beziehungen entfaltet: • Töchter von Gott Vater • Jüngerinnen von Christus • Geliebte des Heiligen Geistes • Geschwisterte mit Brüder den Menschen Die «väterliche Sorge», mit der Gregor 1228 San Damiano Besitz aufdrängen will, verkennt die Sorge des einzigen Vaters. Die Amtsgewalt seiner Schreiben übergeht die intime Nähe der Schwestern zum Heiligen Geist, der eine jede inspiriert. Die hugolinschen Konstitutionen dürfen sich mit all ihren Normen nicht vor das Evanglium stellen, das die Schwestern radikal zu leben suchen (ebenso wenig wie der «vicarius Christi» sie «von der Nachfolge Christi dispensieren» kann). Die «Quo-elongati»-Krise gefährdet schliesslich die vierte tragende Beziehung: die Verbundenheit mit den Brüdern. Was Clara mit ersten Gefährtinnen 1212 wählt, unter Innozenz III. entfaltet, 1216 ein erstes Mal durch ein Armutsprivileg bestätigen lässt 82 , ab 1220 unter zunehmendem Druck von Seiten Ugolinos beibehält und durch sein Pontifikat hindurch mutig verteidigt, findet schliesslich Eingang ins Herzstück ihrer Regel. «QUIA DIVINA INSPIRATIONE...» 867 ‚divina ispirazione‘ del Signore, secondo un atteggiamento abituale di Francesco, ma anche alla libera risposta di Chiara e delle compagne (‚vi siete fatte figlie... vi siete sposate... scegliendo di vivere...)». 82 Dazu Text und Forschungsstand: H ERRANZ -G ARRIDO -G UERRA Los escritos de Francisco y Clara de Asís , 435-438.