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688 LEONHARD LEHMANN P. Meinolf hegt also die Hoffnung, dass P. Bonaventura wieder aus Rom zu– rückkommt und seine Vorlesungen übernimmt 20 • Diese Hoffnung war schon deswegen trügerisch, weil der Mitbruder vom Niederrhein nicht Dogmatiker, son– dern Historiker war. Was aber durchklingt, ist eine gewisse Verdrossenheit über das Lektorat und das Schielen auf andere Arbeiten, nämlich auf wissenschaftliche Veröffentlichungen. Er fühlt sich enttäuscht von anderen, immer noch studie– renden Mitbrüdern, die schon längst in Münster Vorlesungen halten sollten. So schreibt er in dem gleichen Brief über P. Pius Hegemann (1908-88), der später Pastoral und Katechetik dozierte, und über P. Reginald Schachner (1913-97), der ab Oktoberl960 tatsächlich P. Meinolf in Dogmatik vertrat und ihn zeitweise schon vertreten hatte: P. Pius, auf den wir hier mit Sehnsucht seit Jahren warten, ist noch in Mainz und wartet ebenso geduldig auf das kommende Wintersemester. P. Reginald schwitzt wie am Anfang so auch jetzt und alle Zeit über seinen Laurentius und vermag nicht einmal einen absehbaren Termin anzugeben. Also bleibt alle Last an uns wenigen hängen. Warum auch nicht? Wir schleppen sie ja bisher ganz famos!2 1 • Etwas ironisch äußert sich hier der fest im Sattel sitzende Professor über zwei seiner Mitbrüder, die in der Tat lange mit dem Studium brauchten: P. Pius konnte 1957 seine Doktorarbeit in den erforderlichen Exemplaren der Univer– sität Mainz überreichen 22 , P. Reginald jedoch vermochte seine Arbeit nicht abzu– schließen. Dies hatte außer persönlichen auch finanzielle und pastorale Gründe. Müßiggang oder Dilettantentum darf man den beiden nicht vorwerfen; sie haben über Jahrzehnte die Last des Studienklosters Münster mitgetragen und waren dort noch im Einsatz, als P. Meinolf sich schon längst aus dem Studienbetrieb zurück– gezogen hatte. 20 In der Tat kehrte Bonaventura 1955 zurück, aber nicht nach Münster, sondern an das Provinzialat in Koblenz-Ehrenbreitstein, wo er für kurze Zeit Archivar war, bis er das nämliche Amt in der Generalkurie ausüben musste, wozu er im Herbst 1956 wieder nach Rom zurück– kehrte: vgl. 0. Schmucki, In memoriam, 335. 21 Wie Anm. 19. 22 P. Hegemann, Die Exerzitienbücher der westdeutschen Kapuziner des 17. und 18. Jahr– hunderts und ihr Verhältnis zur ignatianischen undfranziskanischen Spiritualität, Mainz 1957 (unveröffentlichte Diss.).

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