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720 LEONHARD LEHMANN mariologischen Konprädestination für die weiteren, bereits im lebendigen Glau– bensbewusstsein der Kirche aufgekeimten marianischen Wahrheiten, zumal der Unbefleckten Empfängnis, fruchtbar zu machen" (412). Aufdieser Linie sucht P. Meinolf dann die Belegstellen bei Franziskus, Anto– nius, Bonaventura - dessen „Mariologie wie Christologie in der Frage einer abso– luten Prädestination allerdings im Zwielicht stehen" (422) - Konrad von Sachsen, Raimundus Lullus und besonders ausgiebig bei Duns Scotus und seinem Schüler Franz Mayronis, welcher der „Idee einer absoluten Prädestination Mariens neuen Raum im Denken der Franziskanermariologen gegeben hat" (437). Am Anfang des 15. Jahrhunderts führt Bernhardin von Siena (1380-1440) weiter, was die Mariologen vor ihm gedacht haben und „verkündet es emphatisch: Maria ist mit Christus zum absoluten Primat prädestiniert und zu einer die gesamte Schöpfung umfassenden, universalen Sendung vorherbestimmt" (445). Maria steht im Weltplan an der Seite ihres Sohnes. Der Vater hat ihr eine drei– fache Aufgabe gestellt: Ihm, dem Vater, eine bräutliche Helferin in der Verwirk– lichung seiner Weltgedanken zu sein, dem Sohne des Vaters die gebärende Mutter, der Menschheit die Heilsvermittlerin. Eine ausdrückliche Bezugnahme auf die Unbefleckte Empfängnis findet sich bei dem großen Prediger nicht, aber auch nicht deren Leugnung. Hingegen lieferte Johannes von Segovia ( t 1458) die nötigen Argumente, so dass auf dem Konzil von Basel die Unbefleckte Emp– fängnis anerkannt wurde: Maria ist das größte Werk der Schöpfung; ihre Größe über allen beweist ihre Prädestination vor allen. Das Immakulatadekret von Basel war noch keine dogmatische Definition; von den Dominikanern verworfen, wurde es von den Franziskanern verbreitet, die eigene Gebete schufen und da– rüber predigten. Im 16.Jahrhundert bekräftigt das Tridentinum die Richtigkeit der franziska– nischen Mariologie, ohne zur Definition der Unbefleckten Empfängnis zu schrei– ten. Es wird aber Anlass, den Glaubenssatz neu zu überdenken und zu vertiefen. So wird dieses und das folgende Jahrhundert zur „Blütezeit der franziskanischen Mariologie, die dem Orden eine stolze Reihe von Mariologen schenkt, aus denen der hl. Laurentius von Brindisi hervorragt. Hier kann P. Meinolfwiederholen, was er im oben erwähnten Aufsatz vorgetragen hat. Dann geht er noch näher auf den Konventualenlektor Angelo Volpi (1590-1647) von Neapel ein, der in sieben Artikeln seine Mariologie entwickelt. Doch artet bei ihm manches in Spitzfin-

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