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716 LEONHARD LEHMANN Sektionen auf dem Kongress geschrieben 77 • Daraus dürfen wir schließen, dass er nicht nur aufgepasst und fleißig mitgeschrieben, sondern sich auch zu Wort ge– meldet hat. Latein oder Italienisch zu sprechen, machte ihm ja keine Mühe. Wer wissen will, was die über hundert Vertreter der franziskanischen Orden auf die– sem Mammutkongress verhandelt haben, ist mit Mückshoffs Bericht bestens be– dient. Denn kenntnisreich zeigt er: 1. die Bedeutung des Johannes Duns Scotus in der Frage der Immaculata; 2. die Gründe für die verschiedenartige Scotus-Inter– pretation; 3. Die Auffassung des Duns Scotus selbst; 4. die Auffassung der Sco– tisten um die Mitte des 20. Jahrhunderts; 5. die Einflussnahme der Franziskaner– theologen auf die kirchliche Dokumentation; 6. den franziskanischen Schrift– beweis und 7. das franziskanische Gedankengut im außerkirchlichen Raum. Nachdem P. Meinolf sowohl die Referenten aufgezählt wie auch deren Refe- rate genannt und kurz beschrieben hat, gelangt er zu dem recht positiven Urteil: Auf das Ganze gesehen wird man nicht leugnen können, dass die Franziskaner– schulen, getreu ihrer großen Tradition, der die Kirche selber im Dogma von der Un– befleckten Empfängnis ein unsterbliches Denkmal gesetzt hat, auch auf diesem inter– nationalem mariologischen Kongress eine unvergleichliche Arbeit geleistet haben. Sie sind gewillt, sie fortzusetzen. Darum haben sie neben den großen mariologischen Forschungsstätten, wie die Academia Mariana in Rom und die Commissio Marialis Franciscana in Washington, schon seit Jahren an ihren Fakultäten einen eigenen Lehrstuhl für Mariologie. Was dem oberflächlichen Beobachter auf dem Kongress als erdrückende Fülle erscheinen mochte, ist tiefer geschaut das Zeugnis ernster und weitsichtiger Forschung 78 • Eines ist sicher: Von diesem Kongress an zieht sich die Mariologie wie ein roter Faden durch die Vorlesungen von Mückshoff in Münster und München wie auch durch seine Veröffentlichungen bis etwa 1960. Aus heutiger Sicht habe ich aber den Eindruck, dass die Jahrhundertfeier der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis zu aufwändig begangen wurde und ohne Einbezug der anderen Kirchen, welche diesen Glaubenssatz niemals verbindlich gemacht haben. Es scheint, als hätten sich die intellektuellen Kräfte im Franziskanerorden - genauso auch im Kapuzinerorden, der ebenfalls mit einer stattlichen Festschrift unter der Guide des unermüdlich tätigen P. Melchior von Pobladura an die Of- 77 M. Mückshoff, Die Immaculatalehre in der ftanziskanischen Theologie, in Franz. Stu– dien 37 (1955) 273-284. 78 Ebd. 284.
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