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706 LEONHARD LEHMANN gekostet als die harten römischen Jahre meines Studiums. Der Mensch denkt, Gott lenkt. Seine Wege sind immer anders. - So schicke ich Ihnen heute meine Ditzenba– cher Ausgaben. Mehr zahlte ich nicht. Ich wohnte in Ave neben der Küche. Die freien Zellen waren belegt; zeitweise waren es sechs Gäste; das Haus glich einem Heerlager. Vielleicht lag es auch daran, dass die Kur nicht durchgreifend wirkte. Alles in allem: Ich darf nicht klagen. Ihnen, guter Confrater, gehört mein Gruß und Dank. cfr. Meinolf'56. Dieser Brief war einer der letzten, die P. Meinolf aus seiner Klause am Dom zu Münster geschrieben hat. Man spürt ihm das Weh des Abschieds an; die Kreise werden enger, die Wünsche bescheidener. Der Brief zeigt auch, wie genau P. Meinolf über seine Ausgaben Rechenschaft ablegte und darauf bedacht war, wenig zu ko– sten; darum nahm er das Zimmer neben der Küche im Kloster in Kauf statt am Kurort selbst zu wohnen. Im Übrigen ist sein Nachlass selbst schon ein Beweis fast übertriebener Sparsamkeit: Er schrieb von Hand Vorträge, Vorlesungen, Vorar– beiten für Artikel auf die leere Rückseite von Briefen, auf Umschläge, auf leere Seiten der Mitteilungen aus dem Ordinariat, auf alles, was noch irgendwo Platz bot zum Schreiben. Und er sammelte unentwegt Zeitungsausschnitte, Fotos und Stellungnahmen zum Konzil. Insofern ist sein Nachlass eine wahre Fundgrube. P. Meinolf zog also Ende September 1980 endgültig dorthin, wo er einen Monat zuvor zur Kur geweilt hatte. Nun konnte man ihm eine richtige Zelle an– bieten, denn zwei Mitbrüder waren von Deggingen weg versetzt worden. Mit Da– tum vom 17. Oktober 1980 erteilte das Bischöfliche Ordinariat P. Dr. Meinolf Mückshoff die Curavollmacht 57 • So stieg der Oberhausener wieder in die Arbeit ein, die er 1973 verlassen hatte: Er predigte, traute und hörte Beichte in der Wall– fahrtskirche oder in Pfarreien der Umgebung. Im März 1983 durfte er mit P. Erwin Remmler (1906-96), dem ehemaligen China-Missionar, in Ave Maria das goldene Priesterjubiläum feiern. WeihbischofAnton Herre zelebrierte den Dank– gottesdienst und predigte. Der Ave-Chor unter der Leitung von Franz Schweizer und eine Bläsergruppe des örtlichen Musikvereins umrahmten den Festgottes– dienst. P. Meinolf hatte an diesem Tag nur den einen Wunsch, seine Arbeit über die Domprediger von Münster noch gedruckt zu sehen, denn sie war noch immer 56 Brief P. Meinolfs aus Münster vom 9. September 1980: PARWK 630/36. Die Unter– streichungen stehen im Original. 57 Bischöfliches Ordinariat 1980, Nr. A 8601, Kopie im PARWK 630/37.

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