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702 LEONHARD LEHMANN Seiten ist im Archiv erhalten. Ein anderes Mal beschäftigte er sich mit Franziska– nischer Mystik, namentlich mit Marquard von Lindau 48 • Prof. Schmaus hatte ihm die Stelle beschafft, wofür er sehr dankbar war. Nebenher konnte er fleißig die Bibliotheken besuchen, aus Büchern und Zeitschriften kopieren und die Kopien mit nach Hause nehmen in das einsame Kloster auf dem Berg, wo es kaum wissenschaftliche Bücher und Zeitschriften gab. In der Tat finden wir unter dem Nachlass von P. Meinolf mehr als zwei Dutzend fotokopierte Artikel, aufbewahrt in einem Schuber; sie handeln fast alle über die scholastische Theologie, vor allem von Bonaventura. Darüber hinaus finden sich im Nachlass viele Predigten zu allen Sonn- und Feiertagen, sowohl solche nach der Leseordnung vor dem Konzil wie auch solche für die Lesejahre A, B, C nach dem Konzil. Zu dem Zeitpunkt hat er besondere Predigten für Laien ausgearbeitet und viele Konferenzen zur Weltver– antwortung der Laien gehalten. Es war ihm ein großes Anliegen, das Konzil umzu– setzen und den Laien verständlich zu machen. Handschriftlich erhalten sind: eine Gebetsnovene für das Konzil, sodann folgende Vorträge über die Kirche: das Mysterium der Kirche; die Kirche als mystischer Leib; der eschatologische Cha– rakter der Kirche; die Berufung zur Heiligkeit; die Laien in der Kirche; der Or– densstand; Kirche als das neue Volk Gottes. 1971 erteilte ihm der Bischof von Rottenburg, Karl Joseph Leiprecht, erneut die Jurisdiktion, d. h. die Beicht- und Predigtvollmacht in seinem Bistum 49 • P. Meinolf machte davon eifrig Gebrauch, predigte er doch fast jeden Sonntag, zu Trauungen und Goldhochzeiten und zu den verschiedensten Anlässen bei Aushil– fen in den umliegenden Gemeinden; selbst Kinderpredigten finden sich in seinem Nachlass. War er zu Hause, so hörte er oft Beichte, denn viele kamen dazu eigens an den Wallfahrtsort Ave Maria, besonders vor Ostern und Weihnachten. Mit aller Energie hatte sich P. Meinolf während und nach dem II. Vatika– nischen Konzil darauf gestürzt, die Absichten des Konzils zu verdeutlichen, eben herausgekommene Texte zu erklären und die Liturgiereform umzusetzen. Die Predigten und Vorträge in seinem Nachlass geben davon einhellig Zeugnis. Doch ging er hierbei entweder zu forsch oder zu wissenschaftlich-intellektuell vor, denn Erfolg und Resonanz blieben weitgehend aus, sowohl beim Volk wie bei den eigenen Mitbrüdern. Jedenfalls kann man dies einem Brief entnehmen, den er am 9. April 1973 von Deggingen aus an Weihbischof Anton Herre geschrieben hat. 48 Vgl. N.F. Palmer, Marquard von Lindau, in Veifasser-Lexikon VI, Berlin 1987, 81-126. 49 Originaldokument: PARWK 630/29.

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