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MEINOLF MÜCKSHOFF (1908-1991) 695 Nachfolger des so plötzlich verstorbenen P. Titus Hübenthal (1908-59) zu wer– den. Wie umständlich P. Meinolf darauf antwortete, wie er seine scholastische Ausbildung durchklingen ließ, wie er einerseits das Angebot verlockend fand, aber andererseits hoffte, ,,auch noch Zeit für ein Sonderstudium zu finden", wie er von Münster „als einer Gemeinschaft ohne innerlich gepflegte geistig-religiöse Be– ziehungswerte" enttäuscht war und am liebsten sich in das ruhige Deggingen ver– setzen ließ, von wo aus er „das nahe München und Tübingen leicht zum Studium erreichen könnte", das alles erfahrt man aus diesem Brief. Da er wie kein anderer die Person unseres P. Meinolf offenbart und auch Licht wirft auf die Situation der Ordensprovinz damals, sei er hier in seiner ganzen Länge veröffentlicht: Hochwürdigster P. Provinzial, in Ihrem Brief vom 1S. dieses Monats, der mich in seiner Offenheit dankbar be– rührte, wird von mir eine Antwort erwartet, die fast einer Selbstentscheidung gleich– kommt. Erlauben Sie mir zunächst um der Objektivität und des Ernstes der Sache willen darauf hinzuweisen, dass es sich in der fraglichen Angelegenheit, die sich anlässlich meines kurzen Besuches in Frankfurt begab - ich war auf der Rückreise von Deggingen nach Münster, die ich in Etappen machen musste - nicht um Transferaktionen der Provinz handelte, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern um ein ernsthaftes Gespräch, das P. Maurus zuerst mit mir allein und später im Beisein anderer Mitbrüder von dort führte. Man kann meine, jene lange Unterredung abschließende Meinung in den von Ihnen zi– tierten Worten quoad substantiam zusammenfassen, wenngleich mir die Formulierung selber gefühlsmäßig widerstrebt. Die Frage, die Sie jetzt an mich richten, ist für mich eine quaestio sat vexata et intricata; denn sie beinhaltet ja mehr als die Frage nach meiner Gesinnung betreffs einer eventuellen Berufung nach Frankfurt. Gestatten Sie mir, die Frage so zu entwirren, wie ich sie sehe. Und da sie von Ihnen personal gestellt wird, wird auch meine Antwort persönlich sein, ohne jedoch den Stempel des rein Subjektiven an sich zu tragen. Auszugehen ist von den geistigen Notwendigkeiten des Frankfurter Konventes. Ein unmittelbares Erfah– rungsurteil steht mir darüber nicht zu. Inwieweit freilich die Provinzleitung objektiv rich– tig zur geistigen Situation des Frankfurter Klosters urteilen kann, lass ich dahin gestellt. Mehr Objektivität trau ich allerdings den Frankfurter Mitbrüdern selber zu. Aus ihrem Gespräch mit mir ergab sich, dass nicht primär die Pfarrei als solche, auch nicht die von P. Titus rein individuell gepflegte Künstlerseelsorge einen qualifizierten Pater verlange, son– dern der Konvent selber in seinen durch den Verstorbenen geschaffenen Beziehungen zur Intelligenz sowie zum Kulturleben der großen Stadt überhaupt, die das Kloster zu einem gewissen geistig-katholischen Zentrum inmitten der großen Handelsmetropole machten. Es ist das Anliegen der Frankfurter Mitbrüder, dieses einmalige Erbe ihres verehrten, nun-

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