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694 LEONHARD LEHMANN genen Anstalten; sie wurden ganz gemäß ihrem Tun einfach Lektoren genannt: Sie lasen ihren Stoff, sie gaben Vorlesungen. Wenn sich P. Meinolfgern als Profes– sor bezeichnete, so deckt sich dies mit seinem schon genannten Hang, Univer– sitäten aufzusuchen und nach Rom zu reisen. Er strebte nach Höherem, doch es kam ganz anders. Am 14. April 1959 geschah auf der Heimfahrt vom Kloster Reute nach Deg– gingen ein schwerer Autounfall, bei dem der Fahrer P. Franz Sales Waltermann (1907-59) ums Leben kam, seine beiden Mitfahrer P. Bertrand und P. Meinolf jedoch verletzt davonkamen und das Krankenhaus in Ehingen bald wieder ver– lassen konnten 34 • Doch P. Meinolf erholte sich nur schwer von diesem Schock, wurde missmutig und dachte daran, die Vorlesungstätigkeit aufzugeben. Pfarrkurat in Frankfurt am Main (1960-1968) Das „Personalblatt", das jeden Kapuziner begleitet und seine Versetzungen anzeigt, vermerkt im Falle von P. Meinolf: ,,Frankfurt/Main August 1960 - Oktober 1968, Pfarrkurat, Vikar" 35 • Das bedeutete für den Lektor, der in Münster mit kurzen Unterbrechungen seit 1937 Dogmatik gelesen hatte, einen Abschied von der alcademischen Welt und ein Eintauchen in die pastorale Wirklichkeit, wie sie die Großstadt Frankfurt bot, zumal dort das Kloster Liebfrauen mitten in der City lag und liegt 36 • Nachdem, was wir bisher über Meinolfs Interessen und Lebensweg erfahren haben, kommt diese Wende überraschend. Reiste er nicht immer wieder nach Rom, um Quellenforschung zu treiben? Nahm er nicht an Kongressen teil, um auf dem Laufenden zu sein? Hatte er nicht noch große Pläne zu all dem, was er noch bearbeiten und veröffentlichen wollte? Wieso also dieser Umschwung im Denken des Professors? Darauf gibt am besten er selbst Antwort. Es ist ein langer Brief von ihm erhalten, den er am 19. September 1959 von Münster aus an den Provinzial P. Rainer Rapp (1889-1968) gerichtet hat. Dieser hatte ihn vier Tage zuvor angefragt, ob er es sich vorstellen könne, in Frankfurt 34 Der Unfall wird geschildert im Nachruf auf P. Franz Sales von E. Moßmeier, in Assisi– Glöcklein. Familien-Nachrichten der Rheinisch-Westfälischen Kapuziner-Provinz 41 (1959) 85-93. 35 PARWK 630/48. 36 Was Pastoral hier heute noch bedeutet, zeigt Ch. Goedereis, Das geistliche Zentrum Liebfrauen in Frankfurt, in Ordenskorrespondenz 43 (2002) 421-424. Die Offenheit gegenüber Gott und den Armen belegt die Festschrift: Zehnjahre Franziskustref(, herausgegeben von W. Gerigk, Frankfurt 2002.

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