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MEINOLF MÜCKSHOFF (1908-1991) 693 P. Meinolf hat sich für seine Predigten nicht nur durch das Studium der Exegese und Dogmatik vorbereitet, sondern auch durch Lesen zeitgenössischer Literatur. So konnte er mitreden. Manchmal gab er seine Lesefrüchte auch schrift– lich preis. So machte er sich weitschweifige Gedanken über Hintergründe der „Neuen Welt" und stellte unter der Überschrift „Roman eines amerikanischen Kardinals" das Buch von Henry Morton Robinson, The Cardinal (New York 1950) vor. Er streicht die Stärken des amerikanischen Katholizismus heraus und was die Europäer von ihm lernen müssten. Im Vergleich mit einem fast gleich– zeitig erschienenen Buch zieht P. Meinolfdie Bilanz: Ein Norman Mailer mit seinem nihilistischen Buch Die Nackten und die Toten kann uns nicht bereichern, wohl aber Henry Morton Robinson mit seinem Kardinal, in dem der Glaube an die Kraft des Christlichen, die Weihe des Priesterlichen und das Vertrauen auf die Zukunft leuchten 3°. In der gleichen Zeitung schreibt er zwei Monate später „Von der Aufgabe des Dichters und ihrer Erfüllung" 31 • Er erinnert an George Bernanos und den schwe– dischen Pfarrer Olav Hartmann als die wenigen Propheten unter den Dichtern. Zwei Jahre später setzt er sich mit Frarn;:ois Mauriacs Roman Galigai auseinander und wünscht, dass die deutsche Übersetzung das Gewissen der Christen in Deutsch– land ebenso wachrufe wie in Frankreich 32 • Solche Stellungnahmen beweisen, dass P. Meinolf gerne gelesen hat, nicht nur Theologisches, sondern die Belletristik allgemein. Dass er darum gerne Buchhandlungen aufgesucht und in Antiqua– riaten gestöbert hat, dürfen wir annehmen. Die Annahme findet ihre Bestätigung in der Tatsache, dass P. Meinolf zum 40-jährigen Bestehen der Buchhandlung Heinrich Stenderhoff eine Würdigung schrieb: ,,Bild eines Buchhändlers und An– tiquars im Dienst des guten Buches" 3 3. Bleibt noch zu sagen, dass der inzwischen in Münster bekannt gewordene Kapuziner seine Artikel in den Zeitungen fast immer mit „Prof. P. Meinolf" un– terzeichnete; das war für die damalige Zeit ungewöhnlich. Denn normalerweise unterzeichneten Kapuziner nur mit P. (=Pater) + Name, oder wenn man promo– viert hatte, allenfalls mit P. Dr.+ Name. Als Professoren galten nur jene an staatli– chen Universitäten, nicht die Lehrer der Philosophie und Theologie an ordensei- 30 Münstersche Zeitung, 4. Mai 1951. 31 Münstersche Zeitung, l 4. Juli 1951. 32 Münstersche Zeitung, 12. Dezember 1953. 33 Münstersche Zeitung, 25. Oktober 1952.
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