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690 LEONHARD LEHMANN fand es aber reihum in vielen Pfarreien statt, so dass immer wieder Prediger ge– sucht wurden. Kapuziner standen an erster Stelle. Sie wurden wie die Franziska– ner auch zu Fastenpredigten gerufen oder als Festprediger bei Patrozinien, Jubi– läen oder besonderen Anlässen eingeladen. Als Festprediger fühlte sich P. Meinolf besonders in seinem Element; da konnte er alle Register ziehen und die Leute faszinieren. Aber auch an den anstrengenderen Volksmissionen, bei denen man sich an Land und Leute anpassen musste, nahm er teil. So beteiligte er sich an der großen, von allen damals in Münster ansässigen Ordensgemeinschaften (Fran– ziskaner, Dominikaner, Kapuziner, Redemptoristen, Lazaristen, Pallotiner, Salva– torianer, Missionare von der hl. Familie) getragenen Volksmission zum Heiligen Jahr 1950. Er entwarf die Herausgabe von vier Flugblättern und organisierte deren Verteilung an alle katholischen Haushalte. Jedes Flugblatt rief die Katho– liken Münsters zur Besinnung, zur Entscheidung und zur Verantwortung auf und enthielt in aufrüttelnder Sprache jeweils die Themen der Predigten 25 • P. Meinolf legte sein ganzes Können in die Predigt: Er variierte die Stimme und unterstrich die Worte durch Gesten; er sprach frei, hatte sich aber den Wortlaut der Predigt zuvor genau zurechtgelegt; er sparte nicht an Zitaten von Dichtern und Denkern und mischte manches lateinische Wort in seine machtvolle Rede. Bekam er von Mitbrüdern zu hören, er würde über die Köpfe hinwegreden, das einfache Volk im Münsterland verstünde ihn nicht, so entgegnete er, man müsse die Leute lieber höher führen als drunter bleiben, eher überfordern als unterbieten. Auch seine Rhetorik nahmen ihm manche übel, andere fanden ihn theatralisch oder nannten ihn einen Schauspieler. Dieses Wort klingt dann auch irgendwie im Spitznamen „Schalles" an, mit dem Meinolf im Brüderkreis gern gerufen wurde: Schalles ist eine Eindeutschung von „Charles" und spielt auf seinen Taufnamen Karl an. Als bekannter Prediger wurde P. Meinolf auch angefragt, für das Bistums– blatt Kirche undLeben zu schreiben. Hierfür verfasste er bald nach dem Krieg ein– bis zweiseitige Betrachtungen zu den Hauptfesten der Kirche (Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Allerheiligen), aber auch zu aktuellen Themen. So erläutert er im Oktober 1950 in drei Folgen das neue Dogma von der leiblichen Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel; er erklärt dessen Entstehung und Voraussetzun– gen, und mit Zitaten von Gertrud von le Fort weist er auf dessen „Bedeutung für unsere Zeit" hin. Er sieht in der Definition der in der Kirche immer geglaubten 25 Ausführlich wiedergegeben in der Chronik des Klerikates, 272-273. Die Kleriker selber nahmen daran teil, indem sie sich auf diese oder jene Pfarrei verteilten.

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