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418 JOHANNES SCHNEIDER eines gewissen Ritters Landolf berichtet, der die Weissagung wiederum durch den in einer besessenen Frau sprechenden Dämon erfuhr. Dieser sagt über Klara 16 : Similemente e la Madre di Cristo promise di rinnovare la sua purita verginale e la sua umilita in una femmina, cioe in suora Chiara, per tale modo ehe per suo esempio ella trarrebbe molte migliaia di femmine delle nostre mani. Marianus verzichtet auf den dämonischen Hintergrund dieser Prophezeiung und hebt das für ihn Wesentliche hervor, dass sich durch diesen Orden, besonders durch seine erste Pflanze, die heilige Klara, die Demut und Reinheit wie über– haupt das Leben der Jungfrau Maria erneuern sollte. Mit diesem Motiv aus der Überlieferung des Ordens stellt Marianus zum ersten Mal eine Beziehung zwi– schen Maria und Klara her, bevor er im Zweiten Traktat das Thema eigenständig abhandeln wird. Er stellt Klara in den Kontext ihres Ordens, in dem als Ganzem das Leben Marias wiederhergestellt wird. Mariano sieht diese Prophezeiungen gleichsam offiziell bestätigt durch die Liturgie der Kirche, indem er die ersten Zei– len der Magnificat-Antiphon zur Ersten Vesper der Klara-Reim-Historie zitiert 17 • Diese Magnificat-Antiphon geht auf das schon im Kurienbrevier enthaltene Klara– Offizium zurück, stammt also aus dem Umfeld von Papst Alexander IV. Das zweite Kapitel zeigt, ,,wie dieser Orden gegründet wurde sowie wann und wie er sich in der ganzen Welt verbreitet hat" (Nr. 19-25, hier 19). Der Inhalt des Kapitels entspricht jedoch nicht dessen Überschrift, sondern referiert die Statio– nen des Bekehrungsweges der hl. Klara, wie sie in der Legende Admirabilisfemina dargestellt werden 1 8 • Höhepunkt der Bekehrung ist ihre nächtliche Einkleidung in der Marienkirche von Portiunkula: 24. Pervenuta in quella nocte alla chiesa di Sancta Maria delli Angeli, Als sie in jener Nacht zur Kirche Santa Maria degli Angeli kam, wurde sie vom heili- 16 Considerazione V, in I Fioretti di San Francesco, ed. B. Bughetti, Firenze 1925, 238-250, hier 247ff.; deutsch in J. Schneider (Hg.), Die Fioretti. Legenden über Franziskus und seine Gefährten, Kevelaer 2002, 191f. (= Cons 5,61-73); Der Bericht findet sich auch im Codex von S. Antonio, Nr. 6, in L. 0liger, Descriptio codicis S. Antonio de Urbe, in AFH 12 (1919) 321- 399, hier 362: ,,Domini etiam mater misericordia plena promisit suam virginalem puritatem et humilitatem innovare in Clara." 17 G. Boccali, Testi liturgici antichi per LaJesta di santa Chiara, in AFH 99 (2006) 417- 466; 100 (2007) 140-220, hier 153. 18 Legenda sanctae Clarae Assisiensis = LegCI 8; mit anderer Zählung: G. Boccali (Ed.), Legenda latina Sanctae Clarae Virginis Assisiensis, Assisi 2001, Kap. 4,8-12.

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