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WIE DIE HEILIGE KLARA MANCHE GLEICHFÖRMIGKEIT HATTE 443 anwesend waren", so fanden sich auch bei Klaras Tod „eine Menge von heiligen Frauen und Jungfrauen" ein. Diese Schar besteht aus „allen ihren heiligen Töchtern" im Kloster und aus „der Königin des Himmels... mit einer großen Schar von weiß gekleideten Jungfrauen". Für diese himmlische Erscheinung zitiert Marianus die Heiligsprechungsbulle Alexanders IV. (BuCl 21, 91-92), referiert jedoch dem Inhalt nach die Legende (LegCl 46, 12-15). Während aber die Bulle nur von una ex ipsis eminentior et fulgidior (BuCl 21, 91) und die Legende von una praeclarior ceteris (LegCl 46, 13) sprechen, nennt sie Mariano eindeutig la regina de! cielo und la vergine Maria. Allerdings ist die persönliche Meinung der elften Zeugin des Prozesses, Sr. Benvenuta, eindeutiger. Im Nachdenken über die Heiligkeit Klaras schien es ihr, der ganze himmlische Hof bewege sich auf die Sterbende hin: Et spetialmente la nostra gloriosa madonna beata vergine Maria apparechiava de li suoi vestimenti, per vestire questa novella sancta (PrCa XI 4, 20). In der darauffolgenden Vision, die sie mit „leiblichen Augen sah" (vidde con li occhi del capo ), wird dann aber diskret nur von einer größeren und schöneren Jungfrau gesprochen, nicht von der Jungfrau Maria selbst (21-28). Die Identifikation dieser Jungfrau mit Maria wird deutlich erst in den Chorlegenden ausgesprochen. So schließt die älteste Legende Venera– bilis Christi sponse, niemand hätte gezweifelt, dies sei die Mutter Christi gewesen; und die spätere Admirabilis et venerabilis virgo Clara, es sei die „Jungfrau der Jungfrauen, die Mutter des Herrn und Heilands" gewesen 56 • Mariano konnte die– se Identifikation, falls er sie nicht selbst vorgenommen hat, aus diesen in den Min– derbrüder-Brevieren überlieferten Chorlegenden übernommen haben. Es kann dafür auch Bartholomäus Pate gestanden haben, der aber diesen himmlischen Besuch an Klaras Sterbebett nur kurz erwähnt 57 • Hier verwundert es jedoch am meisten, dass Marianus diese von den Quellen zum Klara-Leben am deutlichsten hervorgehobene Verbindung Klaras mit Maria nicht auswertet, sondern sich mit dem rein äußeren Vergleich der Gesellschaft beim Tod Marias und jenem Klaras begnügt. Gerade der Prozess, den Marianus anderweitig ausdrücklich zitiert und für sein Buch verarbeitet, würde einen 56 M. Bihl, Tres legendae minores, 46: nullaque videntium matrem ipsamfare Domini dubi– taret; und 49: virgo scilicet virginum, materDomini Salvatoris. 57 Bartholomaeus, De conformitate, in AF IV, 356: apparente sibi prius beata Virgine cum exercitu virginum.

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