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438 JOHANNES SCHNEIDER Tradition Legenda aurea oder die Liturgie rezipiert haben. Das Fest der Praesen– tatio Mariae Virginis entstand in der Ostkirche im 8. Jahrhundert, im Westen verbreitete es sich seit dem 14. / 15. Jahrhundert. Die Überlieferung vom „dritten Lebensjahr" Marias, in dem sie im Tempel dargestellt worden sei und das Gelübde der Jungfräulichkeit abgelegt habe, legt Mariano - wohl ein wenig gewaltsam - um auf das „dritte Septemnar" Klaras, in dem sie sich mit 18 Jahren befand. Während die dreijährige Maria von ihren Eltern im Tempel Gott dargebracht wurde, ist es die volljährige Klara, die „sich selbst im Tempel darstellte" (se medesi– ma presento nel tempio ), nämlich in der Kirche Santa Maria degli Angeli. Mariano verweist dabei auf seinen ersten Traktat, 2. Kapitel, wo er die Szene in Portiun– kula schon dargestellt hatte (Nr. 24). Ein weiteres Mal bezieht er sich in der dritten Gleichförmigkeit Klaras mit Christus auf Portiunkula, wo Klara ihre ,,dritte Geburt" erfahren habe (Nr. 142). Mariano führt den Vergleich nicht weiter aus. Im Vergleich mit dem Gelüb– de der Jungfräulichkeit Marias hätte er auf schon frühere Entscheidungen Klaras zurückgreifen können, z.B. dass sie als junges Mädchen durch ihre Liebe zum Gebet „allmählich das ehelose Leben anstrebte" (paulatim vitam caelibem actita– bat: LegCl 4, 1). Als ihre Eltern sie verheiraten wollten, ,,vertraute sie dem Herrn ihre Jungfräulichkeit an" (virginitatem suam Domino committebat: LegCl 4, 5). Auf den Rat des Franziskus hin wollte sie „für Gott allein aus ihrem Leib ein Hei– ligtum errichten" (LegCl 6, 4), bis sie sich schließlich in Santa Maria „vor dem Braut– gemach dieser Jungfrau als demütige Magd Christus vermählt hat" (LegCl 8, 5). [3] Dritte Gleichförmigkeit Klaras mit Maria: Jungfräulichkeit und Mutterschaft Eine dritte Gleichförmigkeit Klaras mit Maria besteht nach Mariano in der Jungfräulichkeit und Mutterschaft. Diese und die folgenden zwei Gleichförmig– keiten entsprechen den drei Gelübden des Ordenslebens Jungfräulichkeit, Armut und Gehorsam. 182. Tertio. Sancta Chiara spiritu– almente parlando fu conforme alla vergine Maria in verginita et materni- Drittens. Die heilige Klara war geistlich ge– sprochen der Jungfrau Maria gleichförmig in Jungfräulichkeit und Mutterschaft, weil 51 Kap. 7,1-3, in Schneider, Evangelia infantiae apocrypha, 108f.; vgl. Th. Graesse,jacobi a Voragine Legenda aurea, Cap. 131 (126), S. 588-590; R. Benz, Die Legenda Aurea, 523.

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