BCCCAP00000000000000000000876
504 LEONHARD LEHMANN nicht entgehen ließ, das wegen der zweifelhaften Mystikerin Therese Neumann bekannte Dorf K.onnersreuth und den berühmten Wallfahrtsort Altötting zu besuchen. c. Neue Pläne in Frankfurt Am Fest "Mariae Heimsuchung" des Jahres 1945 kehrte P. Eberhard nach Mainz zurück, wurde aber schon zum 1. Oktober nach Frankfurt versetzt. Dort entwickelte er den Plan, ein Auskunftsbüro für Studenten aus Asien (Indien, Indonesien) und aus Afrika zu errichten. Das Projekt zeugt von seiner geistigen Weite und seinem Engagement für Missionsarbeit allgemein. Er hatte für sei– nen Plan auch schon den damaligen Bürgermeister Eugen Helferich gewonnen, mit dem er befreundet war. Doch wurde der Plan nie Wirklichkeit, da P. Eber– hard nur ein Jahr in Frankfurt stationiert war. Waren die Nachkriegsverhältnisse oder der einsame Stand des unermüdlich Tätigen schuld, daß Mitbrüder seine Idee nicht aufgegriffen und ausgeführt haben? Die zentrale Lage des Kapuzi– nerklosters in der Innenstadt von Frankfurt und der hohe Anteil an ausländi– schen Studenten zeigt heute noch, wie prophetisch der Schwabe gedacht hat. Heute spricht man von "City-Seelsorge", der sich die Kapuziner vermehrt widmen wollen 14 • d. Sechs Jahre Lektor für I<:irchengeschichte in Münster Im Jahr 1946 wurde in Münster das erste Provinzkapitel nach dem Krieg abgehalten und P. Raymund Linden zum Provinzial gewählt. Dieser war bis dahin Lektor für Kirchengeschichte an der ordenseigenen Hochschule in Mün– ster und suchte nun einen Vertreter für sein Fach. Er fand ihn, wie zu erwarten war, in P. Eberhard, der am 1. Oktober 1946 die Vorlesungen in Kirchenge– schichte übernahm. Es war die Zeit, als Lektoren und Studenten auch gemein– sam Hand anlegten, das halb zerstörte Haus wieder bewohnbar zu machen und einzurichten. Nicht so praktisch begabt, zog es der schwäbische Kapuziner vor, an Beziehungen zu bauen und Quellen zu erschließen, um durch Geld- und Sachspenden den Klosterbau zu fördern. Er schloß unter anderen Freundschaft mit Dr. Paul von Husen, dem Präsidenten des Oberverwaltungsgerichts in Münster. In seiner Berliner Wohnung wurde das Attentat vom 20. Juli 1944 beschlos– sen, worüber er mir ausführlich berichtete. :Mit Maria Brüning, der Schwester des Altreichskanzlers Heinrich Brüning, entwickelte sich eine freundschaftliche Bezie- 14 Vgl. Mitteilungen 1991, Nr. 8, 128f.; 1992, Nr. 2, 17; 1995, Nr. 9, 40f.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA3MTIz