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ZWEI KAPUZINER PROVINZARCHIVARE 501 südlich von Kirowograd, dann bis Frühjahr 1944 an dem großen Eisenbahn– knotenpunkt Shmerinka, anschließend von Mai bis Mitte Juni in Lemberg. In seinem umfangreicheren Rückblick auf die Entstehung seines Ost-Apostolates hält er für Lemberg die Begegnung mit der ukrainisch- und armenisch-unierten Kirche und die erstmalige Konfrontation mit dem Holocaust fest: An allen Orten, wo unsere Einheit stationiert war, versäumte ich keine Gele– genheit zur Begegnung mit Glaubensbrüdern. So besuchte ich in Lemberg das ukrainisch-unierte Priesterseminar und die Gottesdienste der armenisch-unierten Kirche. Bei den Klarissen und Franziskanerinnen hatte ich in dieser Zeit zudem häufig Gelegenheit zur Zelebration. Mehrmals ging ich zu dem etwas außerhalb gelegenen Kapuzinerkloster. Als ich eines Tages mit dem Exprovinzial, P. Ceslan sprach, wies er während der Unterredung auf die in der Nähe sichtbaren Schorn– steine mit der Bemerkung: "Schauen Sie mal hinauf zu diesen rauchenden Kami– nen! Tag und Nacht werden da die Juden verbrannt!" Zum ersten Mal hörte ich mit Entsetzen vom Juden-Holocaust. Mit Kameraden darüber zu sprechen, be– deutete im Fall der Anklage für alle Mitwisser den sicheren Tod, wofür wir heute viele Zeugnisse besitzen 7 • Mitte Juli bis Ende August 1944 hielt sich P. Eberhard im Weltbad Kryni– ca am Duklapaß auf. Hier lernte er bei den Elisabethinnen, wo er täglich die Messe feierte, P. Dominik SJ kennen, den damaligen Leiter der Volksmissionen in Polen. Er schreibt über ihn im Mai 1984: Der jetzige Heilige Vater erinnert mich an dessen bewundernswerte Universa– lität des Geistes und die Katholizität seines Glaubens. Der täglichen Zelebration schloß sich stets ein fruchtbares Kolloquium an. Voller Hochachtung sprach P. Dominik von den Kapuzinern. Durch ihn wurde ich mit Leben und Werk des P. Anicet Koplin bekannt, dem Heiligen Warschaus. P. Dominik kannte Anicet per– sönlich; bisweilen ging er bei ihm zur Beichte. P. Dominik verehrte ihn sehr. Auf die Gespräche mit P. Dominik ist meine - mangels polnischer Sprachkenntnisse sehr mühevolle - biographische Arbeit über P. Anicet zurückzuführen 8 • Weil es am Rosenkranzfest war, erinnert sich P. Eberhard genau an das Datum der Ankunft seiner Einheit in Bielitz: "Am 7. Oktober 1944 sind wir in der unmittelbaren Heimat des jetzigen Papstes; bis ca. 20. Januar 1945"9. Auch in diesen drei Monaten knüpft er wieder Kontakte. Sie hier zu nennen ist auch 7 PAK.K.: EM, Ost-Apostolat, 2-3. 8 PAK.K.: EM, Ost-Apostolat, 3. P. Eberhard scru:ieb "Anizet"; wir entscheiden uns für "Anicet". 9 Ebd. und Kurzer Lebensabriß, 2.

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