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500 LEONHARD LEHMANN b. Krieg und Gefangenschaft Eberhard Moßmaier wurde wie seine gleichaltrigen Mitbrüder eingezogen und als Sanitäter eingesetzt, zuerst in Deutschland, dann in Rußland. Am 8. Mai 1941 mußte er sich bei der Sanitätsabteilung in Bad Kreuznach melden. Nach vier Wochen erkrankte er schwer an Rheuma mit nachfolgendem Myokard– schaden, so daß er sich in vier Lazaretten auskurieren mußte. Soweit er konnte, arbeitete er freiwillig im Innendienst mit, so als Arztschreiber im Kurlazarett Wiesbaden. Anfang Dezember 1942 kam der Sonderbefehl, daß alle katholi– schen Geistlichen aus ihren Stellen an die Front abgezogen werden müssen, wo sie als Sanitäter dienen sollten. Über Nacht reisten sie ab in Richtung Stalingrad. Eberhard erzählt später, wie umständlich die Fahrt dorthin war: Weihnachten hätten sie in Krakau verbracht, am Stephanstagmorgen seien sie von I<:.rakau abgefahren und am 5. Januar 1943 in Konstatinowka am Don angekommen. Zu dieser Zeit war Stalingrad bereits eingekesselt. Er betreute mit anderen Prie– stern die aus Stalingrad ausgeflogenen Verwundeten. Über seine Zeit in Rußland berichtet er später gern; auch befindet sich in seinem Nachlaß ein zehnseitiges, im Mai 1984 geschriebenes Papier "Im Dienst des Ost-Apostolates", wo er das Erleben des 2. Weltkrieges als entscheidend für sein späteres Wirken beurteilt. Ferner hinterließ er auch ein Blatt, das nicht datiert ist, aber um 1980 geschrieben sein muß; es trägt den Titel: "Kurzer Le– bensabriß". Darin widmet er den Jahren 1941 bis 1945 am meisten Raum. Demnach kam er im März 1943 ins Lazarett für Leichtverwundete in Kamens– koje. Dort traf er auf die größte katholische Gemeinde Rußlands. Ihre Kirche war aber von den Russen in ein Vergnügungslokal umgewandelt worden. P. Eberhard beschreibt in Stichworten sein Wirken in dieser Gemeinde: Habe bis August verbotenerweise die versprengte kath. Gemeinde - nur Frau– en - betreut. In einem großen Saal im Hinterhof eines Hauses Sonntagnachmit– tags Gottesdienste gehalten. Raum dicht besetzt. Die ersten Male schluchzten die Leute voll Ergriffenheit. Voraus gingen Taufen von zehn, zwölf Kindern, die teil– weise so groß waren wie ich. Das Halten eines Gottesdienstes, auch für unsere deutschen Landsleute, war strengstens untersagt, auch für Leute, die uns in unse– ren Lazaretten halfen. Versah trotz allem Risiko diesen Dienst bis zu unserem Rückzug im August 6 • Vom Rückzug nennt P. Eberhard die Stationen, in denen seine Einheit sich länger aufgehalten hat: vier Wochen in dem ukrainischen Dorf Tschalik 6 PAKI<: EM, Kurzer Lebensabriß, 2.

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