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534 LEONHARD LEHMANN Was Konradin in diesen Monaten eigentlich gemacht hat, ist aus den Brie– fen nicht zu erfahren. Man weiß nur, daß er bei der Marine war, aber seinen Worten zufolge sich mehr zu Lande als zu Wasser aufgehalten hat. Ausführli– cher wird er, als er mit etwas Selbstironie von seiner Sportverletzung berichtet: Ein armer Kriegsverletzter aus Frankreich sendet Ew. Paternität herzliche Grüße. Verletzt bin ich wohl, doch hat mich weder eine Kugel noch eine Granate getroffen, sondern habe mir beim Handballspiel einen Bluterguß zugezogen und liege nun schon einige Tage im Lazarett. Von Lorient hat man mich nach Paris geschickt... (27.7.1941: Nr.1079). Schon zwei Wochen später meldet er sich wieder vom Krankenlager: ... Liege immer noch in Paris. Es geht schon in die vierte Woche, aber bedeu– tend besser ist das Knie noch nicht... (10.8.1941: Nr. 1081). Anfang Oktober kann er endlich positive Nachricht geben und darum auch etwas dramatisieren, wenn er anfär1gt: Ein Schwerkriegsverletzter meldet sich als wiederhergestellt, dienstfähig zur Truppe. [...] So ziemlich ist mein Knie wiederhergestellt, doch ist das Unange– nehme, daß ich mich schrecklich in acht nehmen muß, da die gleiche Erscheinung wieder auftreten kann. Es bleibt somit ein Andenken für das ganze Leben... (5.10.1941: Nr. 1082). An sich war Konradin ein stiller Typ; bei gewissen Aussagen aber lächelte er vielsagend. Ich kann mir vorstellen, daß er auch bei folgendem Brief still vor sich hin schmunzelte: Inzwischen bin ich auf meiner militärischen Laufbahn eine Stufe höher ge– rückt und melde mich als Obergefreiter. Damit habe ich wohl den Höhepunkt er– reicht, denn zu einem Unteroffizierslehrgang werde ich wegen meiner Knieverlet– zung nicht kommen, obwohl ich schon länger die Arbeiten eines Unteroffiziers mache... (26.6.1942: Nr. 1088). In der Tat mußte der Obergefreite noch einmal "absteigen" und sich hin– legen. Sein im Archiv erhaltenes Soldbuch enthält den Eintrag, daß er am 6. Oktober 1942 wegen ''Prellung am rechten Kniegelenk mit Erguß" ins Marine– lazarett in Lorient aufgenommen und am 23. Oktober entlassen wurde. Die Verletzung blieb ein Andenken. Für die meist traurigen Nachrichten aus der Provinz und für die Weih– nachtspost von P. Provinzial Rainer Rapp bedankt er sich in seinem Weih– nachtsbrief vom 17. Dezember 1942, in dem er u. a. schreibt:

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