BCCCAP00000000000000000000876
516 LEONHARD LEHMANN Aus Anlaß der Jahrtausendfeier der Christianisierung Rußlands war P. Eberhard über Ostern 1988 noch in Moskau, Sagorsk und Petersburg. Daß er von der deutsch-russischen Forschungsgemeinschaft in Bonn dazu eingeladen worden war, die auch die Reise bezahlte, zeigt, welche Beziehungen er hatte. Sein Ost-Apostolat hatte Wirkung gezeigt. Nun durfte er jene kennenlernen, die er bisher unterstützt hatte, auch die Mönche im Dreifaltigkeitskloster von Sa– gorsk. Mit ihnen bestand seit längerem eine Gebetsverbrüderung, in die er auch die Klarissen-Kapuzinerinnen von Koblenz, Mainz, Trier und Senden einge– bunden hatte. Aus einem Brief vom 9. Juli 1988 geht hervor, wie sehr er sich freute, daß in Riga drei und in Kaunas 27 Seminaristen zum Priester geweiht wurden. Er hatte seit Jahren dafür gesorgt, daß reichlich Buchspenden (vor allem Bücher von Hans Urs von Balthasar) an die Priesterseminare in Kaunas und Riga ge– langten. Von 1980 bis 1988 schickte P. Eberhard über hundert Zentner Bü– cher, darunter 30 Zentner Bibeln nach Litauen, wo P. Stanislaus Dobrovolkski, ein Kapuziner, und Bischof Antonas Vaicius seine Vermittler waren. Wenn ein deutscher Politiker in der UdSSR war, nutzte der Schwabe die günstige Groß– wetterlage, um die doppelte Portion Bücher, immer in kg gemessen, nach Li– tauen oder Sibirien zu schicken. Neben der Bücher- gab es auch eine Medika– mentenbrücke. Noch 1989 kann der nun 85-jährige vermelden, daß monatlich von Deg– gingen 4000 DM nach Rußland oder Polen gehen. Mit Hilfe seines Freundes Lothar Lehnet als Sekretär korrespondierte er noch mit Seelsorgern von Ka– raganda, Duschamba und Paberze in Litauen. In der Presse und im Radio bat er immer wieder um Unterstützung für seine "Ost-Hilfe". 1. Letzte Lebensjahre in Bad Mergentheim P. Eberhard machte immer einen rüstigen Eindruck und war selten krank. Doch seine vielseitigen Aktivitäten zehrten an seinen Kräften. So konnte er in Deggingen doch nicht mehr so oft predigen und in den 80er Jahren nicht mehr alle Einladungen zu Vorträgen annehmen. Freud und Leid trafen jetzt eng auf– einander: einerseits erfüllte es ihn mit großer Genugtuung, daß das kommuni– stische System zerbrach; und er verfolgte mit Freude am Fernsehen den Fall der Berliner Mauer, andererseits erlebte er auch an sich den allmählichen Ver- Block, Anicet Koplin(ski) OFMCap, un ponte tra due naz!oni, Roma 1998. Vgl. auch R. Dut– kowiak, Die Geschichte der Rheinisch-Wesifälischen Provinz am Ende des XIX und am Anfang des XX. Jahmnderts, in Mitteilungen 1999, Sonder-Nr 1, 12-19.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA3MTIz