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514 LEONHARD LEHMANN Wie griffig seine Sprache ist, wie er Bilder und Zitate verwendet, zeigt ein Ab– schnitt aus seinen Mitteilungen an die Provinz, den ich hier zitieren möchte: Die Heiligsprechung des Seligen Leopold Mandic, eines Apostels der Wieder– vereinigung, im Luther-Jubiläumsjahr am 16. Okober auf dem Petersplatz zu Rom, ist eine Fügung des Himmels. Im Jahr 1887 hatte der Heilige als junger Or– densmann der Kapuziner die Berufung als Apostel der Wiedervereinigung der ge– trennten Christenheit empfangen. Immer wieder meldete sich bei ihm diese Stimme. Im Gedanken an die getrennten Brüder kannte er keine Ruhe mehr. Nicht unrealistisch war dieser Wunsch. Die Ostmission bildet ein Ruhmesblatt in der Geschichte des K.apuzinerordens, speziell seiner Venezianischen Or– densprovinz. Hin und wieder schien es, als ob dieser Wunsch in Erfüllung gehen sollte. Gottes Vorsehung hatte es indes anders bestimmt. Der Beichtstuhl sollte "sein Orient" werden. Mit einem solchen Eifer versah P. Leopold das priesterli– che Amt im Beichtstuhl, daß man ihn nicht zu Unrecht einen zweiten Pfarrer von Ars nannte. Lange Jahre begriff P. Leopold die Führung Gottes in seinem Leben nicht. Der Herr hatte ihm einen unwiderstehlichen Drang zur Ostmission ins Herz ge– legt. Und wieder war es der Herr, der seinen Plänen unwiderrufliche Hindernisse in den Weg legte und sie damit vereitelte. Wenn P. Leopold sich auch in seinem Beichtstuhl, wie er sich einmal aus– drückte, wie ein Vogel im Käfig gefangen fühlte, indes sein Herz jenseits des Mee– res weilte, fügte er sich doch willig in Gottes Ratschluß, als er immer mehr er– kannte: Gott will dich an dieser Stelle haben, der Beichtstuhl ist deine Mission, ist dein Orient. Für diese Aufgabe verzehrte er alle Kräfte in heroischem Einsatz. Das zeigt eine Notiz von 1937: ''Jetzt sind es 25 Jahre her, seitdem die Stimme Gottes mich zum ersten Mal berufen hat, durch das Gebet und die heilige Messe die Rückkehr der getrennten Orientalen in den Schoß der katholischen Kirche zu fördern. Darum verpflichte ich mich durch ein Gelübde, jeden Tag mein Leben lang mit Berücksichtigung meiner Krankheit und der festgesetzten Ordnung, die Heimkehr der getrennten Orientalen zu fördem 44 . Doch nicht nur über den neuen Heiligen wußte P. Eberhard zu reden, sondern_ auch über den schon erwähnten Mitbruder seiner Provinz, der über Jahrhunderte ein viel gelesener Autor war: der religiöse Volksschriftsteller Mar– tin von Cochem. Zu dessen Wiederkehr des 350. Geburtstages 1984 "sprach P. Eberhard in Ave Maria aus der Fülle seines Wissens in vier vollen Gottesdien– sten (mit 1100 Kirchenbesuchern) über P. Martin von Cochem" 45 • 44 E. Moßmaier, Leopold Mandic 1866-1942, in Mitteilungen 1983, Nr. 7, 111. Zu seinem Buch vgl. unten "Schriften" Nr. 13-14. 4 5 Mitteilungen 1984, Nr. 11, 184.

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