BCCCAP00000000000000000000862
ZWEI KAPUZINER PROVINZARCHIVARE 533 hauptsachlich in Frankreich, wo er allerdings zum Gluck selten zum ernsten Kriegseinsatz kam, da er meht Zeit im Lazarett als im Feld verbrachte. Von dort aus schrieb er immer wieder Briefe "An den Hochwiir~gsten Pater Pro– vinzial"; 26 sind davon im Archiv erhalten 84 • Um seine Art und seinen Stil ken– nenzulernen, zitiere ich hier ausgiebig aus seiner Feldpost, zumai sonst von ihm weit weniger Schtiftliches erhalten ist als von P. Eberhard MoBmaier. Wie im Krieg iiblich, ohne den Ort zu nennen, schteibt er vom EO (=Einsatzort) am 13. Marz 1941 mit der Schteibmaschine: Natiirlich ware ich auch lieber fiir einige Wochen i.tgendwo anders, doch vor– laufig ist noch kein Gedanke an Urlaub, obwohl ich nun schon ein ganzes halbes Jahr Soldat bin. Es ist mir unerklarlich, wie schnell die Zeit vergangen ist, fast schneller als ein Semester Logik oder dergleichen. [...) In unserer Privatvilla fiihle ich mich sehr heimisch. Ich branche nur noch einen Lektor, dann kann ich mein Semester fortsetzen oder Pater Magister miillte hierher versetzt werden. Ich habe ganz schon Freizeit. Ich konnte sogar Brevier beten, doch d~r Rosenkranz tut es vorlaufig, bis ich in die gesegneten Hallen des Klerikats zuriickkehren kann. Ne– benbei leme ich noch einige Brocken Franzosisch (Nr. 1074). Die iibrigen Briefe sind alle mit schoner Handschtift geschrieben, nicht mehr in der Siitterlin-, sondern in der lateinischen Umgangsschrift. Im Oster– gruB wiinscht er, daB nach den Klagen am Karfreitag "ein frohes Alleluja er– klingen moge. Leider kann ich beides in diesem Jahr nicht in der gewohnten Weise erleben, doch ich glaube, es wird jetzt immerhin besser als Weihnachten, wo ich gar nichts hatte" (7.4.1941: Nr. 1075). Spfut man im ersten Brief, wie der Student, an seine Mitbriider im Klerikat denkend, ziemlich locker mit seiner Situation im fremden Land ùmgeht, so im zweiten sein Heimweh an den groBen Feiertagen. Zu Pfingsten griillt er wieder in der damals gangigen Anrede Ew. Patemitat sowie alle Mitbriider der ganzen Provinz. [...] Ich bin in diesen Tagen vom warmen Suden zum kfilteren Norden versetzt worden. Seit Weih– nachten war ich jetzt unten an der schonen Gironde-Miindung, wo es mir so gut gefallen hat. Doch auch hier soll es mir bald gefallen. Das schone Meer und der Strand begleitet mich immer, allerdings so schon wie in Royan ist es nur einmal. Gerade in einer Beziehung bin ich ungem weggegangen. Da konnte ich jeden dienstfreien Sonotag indie Kirche und zu unserem Marinepfarrer gehen. [...] Hier ist ein kleines Nest. Allerdings sieht und hort man mehr vom Krieg... (27.5.1941: Nr. 1077). 8 4 PAKK: Mappe 829, Briefe Nr. 1074-1100. Im folgenden gebe ich das Datum und die Nr. des B.ciefes un Text an.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA3MTIz