BCCCAP00000000000000000000862
508 LEONHARD LEHMANN katholische Gemeinde in Karaganda, der sowjetischen Gebietshauptstadt von Kasachstan in Mittelasien, wohin Katharina II. 1763 deutsche Kolonisten geru– fen hatte, schrieb P. Eberhard in den provinzinternen Mitteilungen einen langen Bericht, der sein ganzes Mitgefiihl spuren liillt und seine Freude daruber, daB die Kirche zwar bedrangt und verfolgt wird, aber lebt und sich in lebendigen Gottesdiensten und einem starken Zusammenhalt bewahrt 25 • Die im Sommer 1965 begonnene Verbindung mit Glaubensbrudern in Kasachstan hielt P. Eberhard bis zu seinem Tode aufrecht. Fast stolz erzahlte er immer wieder von seiner Bekanntschaft mit P. Serafin Kaschuba von Lem– berg (1910-77), dem unennudlichen Wandermissionar durch die Ukraine und weite Teile Sibiriens, und mit P. Thomas Maria von Gumppenberg, Freihett von Bozen-Gries (1904-84), der nach zehn Jahren in russischer Gefangen– schaft, physisch und psychisch gebrochen, ab 1980 noch Pfarrer von Aktju– binsk in Kasachstan (R.ul3land) war 26 • Dies sind nur einige von den Mitbrudern oder Seelsorgern in den Oststaaten, mit denen er brieflich oder auch durch Besuche in Kontakt stand. g. Briickenbauer nach Litauen, Lettland und Polen War P. Eberhard schon als Archivar mit seinem Herzen mehr bei priester– lichen Mitbrudem im Osten als bei den verstaubten Akten des Archivs in Ko– blenz, so erweiterte sich sein Blickfeld noch erheblich, als er das Amt des Ar– chivars 1970 an P. Konradin Roth abgeben durfte. 13 lange Jahre am gleichen Ort waren fur den unruhigen Geist und immer agilen Schwaben schon viel. Nun fuhlte er sich wieder freier; mit noch groBerem Eifer ging er nun seinen Ost-Kontakten nach und freute sich, daB er ganz auf der Hohe der Zeit war; denn der, deutsche Bundeskanzler Willy Brandt und auch der Vatikan unter Kardinal Agostino Casaroli engagierten sich in einer bemerkenswerten Ostpoli– tik, die das Eis langsam schmelzen liefi. Kaum langer als drei Jahre war P. Eberhard erneut in Frankfurt (Ende 1969 - Anfang 1974), wo er Konvertiten– kreise leitete und mit seinem Charisma eine "groBe Pfingstgruppe" um sich scharte2 7 • In seinem AdventsgruB von 1973 an Kriegskameraden schreibt er: 25 E. Mol3maier, Katho!ùche Gemeinde in Karaganda, in Mifleiftmgen 1989, Nr. 3, 38-40. 26 Vgl. Analecta OFMCap 100 (1984) S0f. und Altottinger Franzjskusblatt 3/1984, 10-13: "P. Thomas M. von Gumppenberg, ein Kapuzinerschicksal unseres Jahrhunderts". Notizen iiber diesen Missionat in Lettland und Ru.Bland finden sich verstreut im PAKK, Mappe 596 und Lade 5.2. -n PAKK: EM, Ki,rzer Lebensabriji, 2.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA3MTIz