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490 JOSEF ANT. VON GENERAL NIKOLAEVO nehmende Bevolkerung nicht mehr ausreichte, und besonders die Kathedrale von Philippopel von Grund auf neu errichtet. Bei all diesen Unternehmen half die katholische Bevolkerung mit Geldspen– den und unentgeltlicher Arbeit mit, aber auch die Missionare legten selbst Hand an das Werk. Pater Franz-Dominikus war geradezu die treibende Kraft beim Bau der neuen Kathedrale im J.ahre 1861. Trotz seiner hohen Stellung sah man ihn im ArbeitshaЬit den Arbeitern Ziegel reichen, Kalk loschen und tiberall, wo es not tat, mithelfen. Dabei vernachlaШgte er niemals seine apostolische Tatigkeit des Unterrichtes und der Predigt. Pater Franz-Dominikus allein geЬtihrt auch das Verdienst, das Glockengelaute in Bulgarien eingeftihrt zu haben. Wie es dabei zu– ging hat Mons. Canova in einer handschriftlichen Aufzeichnung hin– terlassen: « Bei meiner Ankunft in der Mission im Jahre 1841 berief man das Volk noch nicht zur Kirche; es kam ohne ein Glockenzeichen in friihester Morgenstunde von selbst zur heiligen Messe und am Abend zum Rosenkraпz. Eiпes Morgeпs пahm Р. Fra11z-Domi11ikus von Villa– franca das Glocklein, das wahrend der hl. Messe gelautet wird, ging uпter der Kircheпtiir uпd schelite damit. Voll Scl1recken kameп die vornehmsteп Katholiken, mich zu Ьitteп, dies nicht mehr gescheheп zu lasseп. Icl1 sagte ih11e11, wenn sie deshalb von den Tiirkeп belastigt wiirden, sollten sie dieselben an mich weisen; allein sie erwiderten, nicht icl1, sondern die Haupter der Nation wiirden der;i Zorn der Tiirken zu biiBeп hаЬеп. Man muBte also Riicksicht nehmen. Aber es dauerte пicht lange, so konnte mап es wagen, mit einer Schelle regelmaВig ein Zeichen zu geben, und da die Sache ruhig verlief, ha11gte11 wir nacl1 eiпiger Zeit ап der Kirchenmauer еiп etwas gri:Шe­ res Glocklein auf. Auch darob entstand kein Auflauf, und wir gewan– nen groBeren Mut. Im Jal1re 1851 ersetzten wir das Glocklein mit einer schon etwas groBeren Glocke, und endlich entschloBen wir uns zн eiпem Turmbau und einer regelrechten Glocke von 115 kg., die wir von Geпua kommeп lieBen. Glocke und Fracht kostete 568 Fr. (454 М.) Br. Theodor von Caraglio fiihrte den Turmbau aus und so wurde am 28. Marz 1858, am Palmsonntag, die neue Glocke nach Vorschrift des Pontificale Romanum getauft und ihr der Name Peter Paul gegeben. Nach Beendigung der Weihe uпd eiпer passenden A11spracl1e wurde sie, reich mit Laubwerk und Blumen verziert, unter dеп Кlangen der Musik in die Hohe gezogeп, und eiпige Auge11Ыicke spater lieB sie ihre eherne Stimme von der Hohe des Turmes erschal– leп. Der osterreichische uпd franzosiscl1e Vizekonsul wareп gegenwar– tig. Alles verlief in Ruhe uпd Freude, uпd so wurde die erste Glocke aufgezogeп, als Symbol der kirchlichen Freiheit in der Tiirkei fiir uns. Als mап sie zu Iauteп a11fi11g, eilteп Schismatiker, Ttirken uпd Zigeuner in groBer Menge herbei, um ihre Bewegungen zu beobachten uпd ihren Klang in der Nal1e zu horen, und fast einen Monat dauerte diese Neugierde; doch kam es zu keiner unliebsameп AuBerung. Auch der Pascha, der am Ostersonntag zu mir auf Besuch kam, Ыickte verwundert den neuen Turm an, sagte aber kein Wort. Die Schisma-

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