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384 FRANZ XAVER VON ALTÖTTING über dem Scheiterhaufen erwürgt und dann mit den beiden anderen verbrannt werden. Ganz kraftlos schien er. Die Stoßgebete sprach er nicht wie die anderen mit lauter Stimme, so daß die Zuschauer an seiner rechten Seelenverfassung zweifelten. Aber es war nur sein Naturell und eine gewisse Schwäche, die ihn mürrischer erscheinen ließen. Nach dem Zeugnis des Hortulan und seines Gefährten zeigte er sich reuig, wiederholte, selbst an der Hinrichtungsstätte, seine hl. Beichte und ergab sich in den Willen Gottes, ohne seine Unschuld nochmals zu beteuern. Unter dem Beistand von sechs Kapuzinern ließ er sich ganz geduldig an den Pfahl binden und in wenigen Augenblicken war er erwürgt. Den Bericht schließt Konrad mit einem Hinweis auf die Wirksam– keit des gemeinschaftlichen Gebetes, das für diese armen Menschen verrichtet wurde, und mit dem Dank an den allmächtigen und barm– herzigen Gott für den glücklichen Ausgang dieses äußerst beschwer– lichen Prozesses. II. - ERGÄNZUNG DES BERICHTES Konrads Rechenschaftsbericht schildert im allgemeinen die seel– sorgliche Betreuung der Geislinger Hexen unmittelbar vor ihrer Hinrichtung. Nur an wenigen Stellen ist ersichtlich, daß sich Konrad und andere Kapuziner auch während der übrigen Zeit dieser Hexen angenommen haben. Aus anderen einschlägigen Akten kann diese seelsorgliche Betreuung ausführlicher dargestellt werden. Durch die– se Ergänzung wird Konrads Bericht klarer und verständlicher. l. Am 17. März 1689 fühlt sich der bischöfliche Pflegverwalter von Geisling, Kaspar Dichel, veranlaßt, im Gruberschen Hause nach dem Rechten zu sehen und das Ergebnis seiner Untersuchung an den Landrichter von Haidau, Paul Christoph Freiherr von Laiblfing, zu melden 19 • Noch handelt es sich nur um eine Geistererscheinung, die das 12jährige Töchterlein Katharina Gruber zu haben vorgibt. Aber durch die « Fablerey », die das Mädchen erzählt, werden die Leute bereits unruhig. Es werden « aidliche Erfahrungen» am 2. und 4. April von zwölf glaubwürdigen Personen 20 eingeholt. Dabei erzählt Simon Gabler, der 25jährige Sohn des «Schulmeisters» Leonhard Gabler von Geisling unter anderem: « Als nun die HH. Capuciner von Regenspurg herauß gewesen, und Ire 19 Amberg, f.1-6. 20 A.a.O., f.7-24.

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