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388 FRANZ XAVER VON ALTÖTTING werde durch ein Miracull ihr Unschuldt an Tag geben ... Unter diesem Reden hat P. Lektor zur Machung eines Rauchs ein Gluth begehrt, dahingegen Zänckhlin geschmuzet unnd gelächlet, doch ohne Verlie– rung eines einzigen Worths ... Wie nun diese Benedictiones unnd ge– brauchte Exorcismi völlig vollendet unnd die benedicierte bilter alle– rohrten affigiert worden, hat man sich ungefehr umb 1 Uhr zu dem Mittagmahl begeben » 28 • Wiederum wurde Ursula Zänkl im darauf folgendem Verhör zur Rede gestellt, warum sie bei den Benediktionen des P. Lektors ge– lächlt habe, « ob sie denn auf kirchliche Zeremonien nichts halte? » 29 Und als « eine alzu vermessene Redt » 30 wurde es bezeichnet, daß sie « ebenso guett segnen kundte wie er (P. Lektor)». Die Kapuzinerklöster von Straubing und Regensburg scheinen auch sonst zu jeder geistlichen Hilfeleistung bereit gestanden zu sein. In der « aydlichen Erfahrung» vom 3. Mai 1689 erzählt der 38jährige Adam Englberger, daß vergangenen Ostermontag Hans Gruber bei ihm gewesen sei und von dem Geist berichtet habe, der sich in seinem Hause melde und den er erlösen müsse; darauf habe er zur Antwort gegeben: « Mag sein oder nit, soll gleichwohl zu den Capu– cinern gehen und sich anfragen » 31 • Selbst nach den Hinrichtungen des Jahres 1692 scheinen Kapuziner die hinterbliebenen Kinder der Verurteilten, die alle auch in das Gefängnis gekommen waren, seel– sorglich betreut zu haben. So bekennt die vierzehnjährige Eva Gruber am 26. September 1694. « ... Unser lieber Herr habe einen schönen Himmel, welches sie oft von den HH. Capucinern also sagen höre » 32 • Als im Verlauf des Hexenprozesses auch ein Hostienfrevel zur Spra– che kam, wurden neben den Kommissären auch zwei Kapuziner zur Untersuchung beigezogen 33 • Und als Wolfgang Weinzierl am 20. Januar 1691 einmal seine Fußkette gesprengt hatte, gab er ganz offen seine Absicht zu fliehen zu und erzählte vor dem Gericht, daß er im Sinne hatte, nach Regensburg zu gehen und sich dort von den Kapu– zinern einen « Schein » zu erbeten, damit er nach Rom reisen könne 34 • Das Vertrauen auf die Hilfe der Kapuziner war also sicherlich sehr groß. Die Ergänzungen aus anderen Quellen bestätigen nicht nur, was zs Amberg, f.835-836. 29 A.a.O., f.846. 30 A.a.O., f.845. 31 A.a.O., f.45-46. 32 A.a.O., f.1179. 33 Regensburg 10. März 1690. 34 Amberg, f.421.

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