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4 RAINALD FISCHER VON JONEN Übereinstimmung und Unterschiede Die Gegenüberstellung der beiden Texte zeigt im allgemeinen eine nicht wörtliche, aber doch sachliche, weitgehende Übereinstim– mung. Die Anordnung der erzählten Geschehnisse ist im wesentlichen gleich. Sie beginnt mit der Predigt über die unkatholischen Mißstän– de in der Pfarrei Appenzell, wobei beiderorts die Taufen und Ehen von Andersgläubigen in der Pfarrkirche und die Beerdigung von Häretikern im geweihten Friedhof aufgeführt werden. Dann werden der Aufstand des Bauernvolkes, der bewaffnete Zug ins Dorf, die Zerstreuung des bewaffneten Auflaufes durch das Versprechen des Rates, der Zug einer Gruppe zu Landammann Bodmer, sein Verspre– chen, katholisch zu werden, die Wiederaufstellung des Kirchhöre– prinzips durch den Rat, die Vorladung der Protestanten auf den 31. Januar und die Entscheidungsfrist bis Lichtmeß in gleicher Weise nacheinander geschildert. Mattia da Salb erzählt etwas breiter, ohne aber sachlich mehr zu bieten. Immerhin ergeben sich einige kleine Unterschiede. Bei Mattia sind es die Kapuziner allgemein, welche die Leute von « Bodez » auf die Mißtände aufmerksam machen, bei Paravicini bewegt P. Ludwig von Sachsen durch seine Predigt die Leute der Kirchhöre Appenzell zu den Maßnahmen gegen die Protestanten. Mattia stellt eben die Rekatholisierung Appenzells als Gemeinschaftswerk der Kapuziner dar und hebt die Aktion der Leute von « Bodez » oder « Bodezo » besonders hervor, weil diese bereits in der Zeit der Re– formationswirren den katholischen Glauben in Appenzell gerettet hätten 9 • Paravicini hingegen betrachtet die Rekatholisierung als An– gelegenheit der ganzen Kirchhöre und stellt den Anteil P. Ludwigs, mit dem er in ausgedehntem Briefwechsel stand, besonders heraus. Mattia verwendet für die Protestanten nur das Wort Häretiker, während der Nuntius auch Lutheraner gebraucht, das damals noch als Sammelbegriff für alle Anhänger der Reformation galt. Nach Mattia gehen dem bewaffneten Zug Besprechungen voraus, die Pa– ravicini nicht erwähnt. Nach Paravicini gibt Landammann Bodmer den Bauern den Rat, wie sie es anstellen müßten, die Bewohner von Appenzell zum katholischen Glauben zu zwingen. Nach Mattia soll der Landammann der « Signoria » diesen Rat, d.h. die Aufstellung des Kirchhöreprinzips gegeben haben. Hier finden wir eine unrichti– ge Interpretation des Chronikschreibers, der kaum wissen konnte, daß dieses Mehrheitsprinzip bereits ein Jahr zuvor und zwar auf Betreiben der katholischen Partei erneuert worden war 10 • Mattia 9 MHOMC VI, 460. 1 0 FISCHER, Gründung, 127-129. Zur Frage des Kirchhöreprinzips siehe ders., Studien zur Geschichte der Reformation in Appenzell, in Innerrhoder Geschichtsfreund 9(1962) 1-40.
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