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ZUR SANKT·ANNAVEREHRUNG IM FRANZISKANERORDEN 461 dem Rückweg nach Mainz wurden sie von den Bürgermeistern und ihren Gehilfen angehalten, überbrachten jedoch die Reliquie feierlich in die neue Martinskirche. Die Pilger kamen jetzt in großer Zahl nach Düren. Die Kanoniker legten auf dem Reichstag zu Nürnberg Beru– fung ein, wobei ihnen natürlich der Kaiser Recht gab, war doch der Reichskanzler Bischof von Mainz. Der päpstliche Legat schrieb nach Düren im gleichen Sinn, aber umsonst. Auch die Exkommunikation der Bischöfe von Köln und Mainz zeitigte ebenso wenig Erfolg wie die päpstliche Alexanders VI. Julius II. nahm die Sache an die Hand und löste die Frage am 18. März 1505 zugunsten Dürens. Jakob Polius jubelte über die Bulle Altitudo divini consilii, die er « cedro et ada– mante digna » nannte. Er sagte, die Reliquie sei in Mainz ohne Wun– der geblieben, vielleicht weil sie dort « minus honorifice et ea qua decuit devotione non habeqatur ». So blieb die Reliquie in Düren bis zum heutigen Tag, wo sie in der neuen Annakirche viele Pilger anzieht. Berühmte Humanisten besuchten die Reliquie, so z.B. Erasmus. Abt Johann Trithemius, O.S.B. (t 1516), erwähnt die Geschenke, welche der Kirche von frommen Pilgern gemacht wurden « precibus et obla– tionibus infinitis ». Von den angeblichen Wundern zu Düren sagt er aber « nobis nihil constat ». Der Laacher Benediktiner Jakob Siberti singt jedoch: « Nemo unquam justis precibus tua numir.a pulsans Sollicite casse voce petivit opem: Hoc tua testantur Duyren miracula gesta » 54 • Der berühmteste Wallfahrtsort, welcher den Franziskanern an– vertraut wurde, befindet sich in Oberschlesien auf dem Berge Chelm, jetzt St. Annaberg genannt, ein Basaltkegel von etwa 400 Meter Höhe. Aus einer bischöflichen Urkunde vom 25. Juni 1516 geht hervor, daß es damals schon eine Kapelle auf dem Berge gab, die zur Pfarrkirche von Leschnitz gehörte. Später geriet die Kapelle in die Hände der Protestanten. In der Kapelle befand sich über dem Hochaltar eine Anna-Selbdrittfigur, wahrscheinlich um das Jahr 1500 aus Buchenholz geschnitzt und vom Stifter, Besitzer des Gutes Poremba, auf dessen Grund das Kirchlein stand, geschenkt. Im Haupt der Statue befindet sich eine Reliquie der hl. Anna, nach einer Inschrift aus dem Besitz Herzog Georgs von Sachsen stammend. Die Katholiken gelangten nicht ohne viel Mühe wieder in den Besitz des Kirchleins auf dem Berge. Graf Melchior Ferdinand von Gaschin kaufte 1634 Poremba und hoffte nun, für die Kirche auf dem Berge Franziskaner zu gewinnen. Es wird erzählt, daß Bürger von 54 Ad sanctam Annam matrem beate Marie Virginis: angeführt in Stud.Franc. 35(1923) 641; vgl. auch ebd., 638ff. MMP I - 32

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