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UNTERSUCHUNGEN ZUM « SACRUM COMMERCIUM B. FRANCISCI » 9 In der ganzen Argumentation dürfte sich der ehemalige Kauf– mann in Franziskus zeigen. In diesem Sinne ist das Wort commercium in unserer Schrift nicht gebraucht; in ihr finden sich nicht einmal Spuren ähnlicher Gedanken, da in ihr die praktischen Fragen eines Lebens in Armut, z.B. die nach dem notwendigen Lebensunterhalt, garnicht gestellt werden. Das Logion zeigt also, daß man bei der Inhaltsbestimmung des Begriffes sehr vorsichtig sein muß. Ein anderes Mal, jedoch nicht als Wort des hl. Franziskus, findet sich der Ausdruck commercium bei 1 Celano 35, wo berichtet wird, daß Franziskus, als er nach der Bestätigung seiner Lebensweise durch lnnozenz III. mit seinen Brüdern von Rom zurückkehrte, unterwegs an einem einsamen Ort längere Zeit verweilte: « Coeperunt propterea cum sancta paupertate habere commercium, et in defectu omnium, quae sunt mundi, nimium consolati, disponebant, sicut ibi erant, ei ubique perpetuo adhaerere. Et quia, deposita omni sollicitudine terrenorum, sola eos divina consolatio delectabat, statuunt et confirmant, nullis tribulationibus agitati, nullis impulsi tentatio– nibus, ab eius amplexibus resilire ». Die Quaracchi-Ausgabe des S.C. verweist zu diesem Text auf n.57 des– selben, wo die Brüder zur Armut sagen: « In aeternum et in saecu– lum saeculi iuramus et statuimus custodire iudicia iustitiae tuae » und stellt fest, daß hier eine auffallende Übereinstimmung bestehe (S.24). Man könnte dazu noch auf S.C., 13 verweisen, wo der Ausdruck « salutare commercium » gebraucht und gesagt wird: « Sed facile po– terimus ipsius frui amplexibus » (vgl. auch n.58!). - In der kritischen Ausgabe der Celano-Viten (Anal.Franc. X) wird allerdings nicht auf unsere Schrift verwiesen, sondern auf ein Zitat aus Ps-Seneca: « In– cipe cum paupertate habere contubernium » 30 , während E. Grau, O.F.M., zu der Übersetzung dieser Stelle notiert: « Unwillkürlich erin– nert dieser Text an den herrlichen Traktat, der sehr wahrscheinlich 1227 entstanden ist » 3 1. Wenn das S.C. tatsächlich 1227 entstanden ist, liegt es nahe, im Text des Celano eine deutliche Anspielung und überdies noch ein · ganz knappes Resümmee dieser Schrift zu sehen. Dann läge diese Annahme jedenfalls näher als eine Anspielung auf Senecas Briefe. Wer aber das Zeugnis der Handschriften nicht annimmt, könnte daraufhin behaupten, der Verfasser des S.C. sei bei der Lektüre von 1 Celano 35 zu seinem Werk inspiriert worden. War doch die Lesung dieser Vita in den Gemeinschaften der Minderbrüder üblich. - Wie dem auch •o Anal.Franc. X, 28. - Nach dem Thesaurus III, eo!. 1875 heißt dieses Zitat: « Incipe cum paupertate habere commercium ». 31 GRAU, Thomas von Celano, Leben und Wunder des hl. Franziskus von Assisi (Fran– ziskanische Quellenschriften, 5), Werl/Westf. 1955, 106 Anm. 140.

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