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UNTERSUCHUNGEN ZUM « SACRUM COMMERCIUM B. FRANCISCI » 33 2. Die konkret-anschauliche Darstellungsart des S.C. läßt sich am treffendsten charakterisieren, wenn man seinen besonderen Cha– rakter aus dem Umkreis der mittelalterlichen Mysterienspiele zu be– stimmen sucht. In einer Handlung voller Dramatik wird ihn ihm die Theologie der franziskanischen Armut heilsgeschichtlich behandelt auf das hohe Ziel hin, den noch jungen Orden auf seinem Weg -zu stärken und ihn vor Entwicklungen zu bewahren, die sich im bisheri– gen Ordensleben der Kirche so schadenbringend ausgewirkt haben. 3. Die geistesgeschichtliche Bedeutung des S.C. liegt gerade da– rin, daß es eine erste theologische Reflexion über die franziskanische Armut bietet, die noch ganz unscholastisch, dafür aber, wie die Geistigkeit des hl. Franziskus, von biblischem und patristischem Den– ken erfüllt ist. Als sehr frühes Dokument einer typisch franziskani– schen Spiritualität verdient es deshalb in Zukunft besondere Beach– tung. öffnet es doch einen Zugang zum Denken jener Generation, die noch mit Franziskus zusammengelebt hat. Dieser Zugang ist umso wertvoller, als die Schrift noch frei ist von jenen Problemen, die einige Jahrzehnte später dem Orden innere und äußere Schwierigkei– ten bereiteten (vgl. auch. E.A. S. VIII). 4. In vielen Einzelheiten erweist sich das S.C. als eine sehr getreue Interpretation des Denkens und Wollens des hl. Franziskus, die neben den bisher bekannten Quellen der ersten Zeit des Ordens zu beachten ist und diese in entscheidenden Fragen auch korrigieren kann. Als wichtigste dieser Fragen seien genannt: Die Auffassung der Armut als domina oder sponsa, die für deren christologische Auffassung von entscheidender Bedeutung ist 105 ; die große Bedeutung der Armut als Grundhaltung des Volkes Gottes im Neuen Bund und, damit zusam– menhängend, die dem hl. Franziskus eigentümliche Auffassung des Verhältnisses der drei evangelischen Räte zueinander im « Mysterium paupertatis » 106 • 105 Für die Franziskusforschung, näherhin für die Franziskusbiographic, wird der Abschied von der « Braut-Armut-Mystik » sicher schmerzlich sein; aber um der geschichtlichen Wahrheit. willen, die in diesem Falle gerade durch das S.C. sehr gestützt wird, wird man in Zukunft darauf verzichten müssen. lO!i Diese Untersuchung wurde im November 1963 abgeschlossen. Inzwischen sind aber zum S.C. neuere Arbeiten erschienen; z.B. J. ENGELS, De convivio paupertatis cum ftatribus, in Md.langes offerts a Made1noiselle Christine Mohrn1ann, Utrecht 1964, 141-151; A. VAN CoRSTANJJl, O.F.M., Gottes Bund mit den Atmen (Bücher franziskanischer Geistigkeit), Werl/ Westf. 1964, 104-116. Durch diese und andere Autoren wird aber das Ergebnis unserer Studie weder in Frage gestellt noch entscheidend aufgefüllt. Die notwendige Auseinandersetzung mit überlieferten Ansichten, die sich immer noch finden, soll in der deutschen Ausgabe des S.C. in der Reihe: « Franziskanische Quellenschriften » erfolgen, die in absehbarer Zeit veröffentlicht werden wird. Dabei können auch noch weitere Handschriften für die Unter– suchung herangezogen werden.

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