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30 KAJETAN ESZER Herrin Armut darum, mit den Auserwählten, den Erlösten einen Bund einzugehen (55), genau so wie ihre Gegenspielerinnen, die Avaritia und die Acedia, dies versuchen (46). Preisend dankt sie Gott, der ihr· in Franziskus und seinen Brüdern Bundesgenossen gegeben hat (60). Diese Partner des Bundes sind durch die Armut gezeichnet « signacu– lo gloriae Christi» (37; 65). Gerade das zeigt, daß es hier nicht um einen eigenen Bund geht, sondern um die Verlebendigung und die möglichst getreue Darstellung jenes Bundes, den Gott in Christus mit den Menschen eingegangen ist bei jenem « admirabile commercium » von dem die Kirche in ihrer Liturgie singt. Das innerste Geheimnis und das sichere Bundeszeichen ist aber die Armut, durch die Christus uns erlöst hat und in der sich seine Erlösung im Menschen entfaltet. Der Bund in seinem Blute ist für die Armen, die sich in allem und mit allem ganz von Gott beschenkt wissen 100 , in denen das « totus de Deo erat » des Paradie– ses (25) wieder auflebt. Deshalb ist in den Minderbrüdern jene erste schola erneuert, die sich der Herr sammelte, als er in diese Welt kam (65). Deshalb jubeln die Apostel im Himmel, die sehen, daß ihr Leben erneuert wird (68): « Suam renovari vitam ». Das Verhältnis des Menschen zur Armut ist darum das innerste Kriterium für die Entfaltung des Gottesreiches, den Aufbau des Vol– kes Gottes auf Erden, und somit das Darstellungsprinzip der Kir– chengeschichte als der Heilsgeschichte, die mit der Verurteilung jener durch den Herrn endet, die sich von der Besitzgier nicht lösen konn– ten (31 und 52). Auf diese Bedeutung der Armut als der Vermittlerin zum Heilswerk Christi weisen die beiden ehrwürdigen Männer, Isaias und Paulus, die Vertreter des Alten und Neuen Bundes, hin (8). Mit Recht macht v. Corstanje darauf aufmerksam, daß im S.C. die Auf– fassung vertreten ist, daß jeder, der die Armut nicht achtet, « den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, in dem er geheiligt worden, für gemein gehalten und dem Geiste der Gnade Schmach angetan hat» (51 - vgl. Hebr 10, 28), während jene, « in de– ren Gedächtnis das Blut des armen Gekreuzigten noch warm war und deren Herzen noch durch den herrlichen Kelch seines Leidens in Wallung blieben», der Armut « tapferer anhingen und sie glühender umfingen» (33). Mit v. Corstanje sind wir deshalb der Ansicht, daß jene bündige Aussage der Herrin Armut: « cum redire vellet ad Patrem suum qui ein, sonst würde er wohl statt liefdeverbond, das doch noch an jene, von ihm mit Recht abgelehnte Brautmystik erinnert, einfach verbond gewählt haben. 100 Vgl. S.C.: 33, 51, 65, 68. - Daß hier wesentliche Elemente aus der Armutsauffassun~ des hl. Franziskus zur Darstellung kommen, ergibt sich aus einem Vergleich mit unserer Studie: Mysterium paupertatis, 184-189.

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