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UNTERSUCHUNGEN ZUM. « SACRUJ\II COMMERCIUM B. FRANCISCI » 25 Rollen im Ganzen verkörpern, sind durchaus keine Allegorien und auch nicht als solche verstanden. Auch ist die ganze Handlung keine Allegorie, sondern eine echte, aus biblischer und theologischer Re– flexion erwachsende Deutung geschichtlicher Vorgänge, die diese in keiner Weise verfälscht. Jeder, der mit genügender Sachkenntnis liest, was hier gespro– chen und getan wird, kann feststellen, daß « Aussage und Handlung (im Gegensatz zur Allegorie!) nicht etwas anderes mit vergegen– wärtigen, das nicht unmittelbar bezeichnet wird » 85 , sondern daß in allem buchstäblich das gemeint ist, was gesagt und getan wird. Auch werden, um nur darauf hinzuweisen, keine Texte, die im Literalsinn etwas anderes bedeuten, allegorisch ausgelegt. Das wird man selbst von den meisten Schriftzitaten nicht behaupten können. Man wird also mit dem Begriff « Allegorie » bei der Feststellung des besonderen Charakters des S.C. vorsichtiger umgehen müssen, als dies bisher geschehen ist. Vielleicht würde das Werk dann seine ihm eigentüm– liche Aussagekraft auf weite Strecken wiedergewinnen. Wenn man sich den Gang der Handlung noch einmal vergegen– wärtigt und unbefangen auf sich wirken läßt, ist man eher geneigt, an eine literarische Art zu denken, die den mittelalterlichen Myste– rienspielen nahekornmt 8 G, deren einfachste Ursprünge ja in den bekannten Sequenzen liegen. Wir haben hier tatsächlich einen« Zyklus bildhafter Erzählungen aus der Bibel », die sich auf « das heilsge– schichtliche Zentrum » beziehen und als « einen in sich geschlossenen Erlebnisbereich des mittelalterlichen Menschen Kirche und Leben umfassen » 87 • So haben wir tatsächlich von n.8 an nur die Reden der handelnden Personen, die durch kurze, aber minutiöse « Regieanwei– sungen » unterbrochen sind. Diese dienen vor allem der Anschaulich– keit und damit wieder dem Verständnis des Ganzen 8 8 • 85 Vgl. G. Srnwrnm1, Allegorie, in Lex.Theol.l<.irche 21, 342L 8 B Diese Annah111e wird noch verstärkt, wenn 111an das S.C. n1it anderen Schriften aus der franziskanischen Tradition des 13. Jahrhunderts vergleicht; neben den in Ann1. 23 genannten Werken sei hier nach verwiesen auf: THOMAS VON PAVti\ 1 O.F.M. 1 Dialogus de gestis sanctorum Fratnun Minorum (ed. Delormc, Quaracchi 1923). s 7 Vgl. A. DiiRNER, Mysterienspiele, in Lo2x.Theol.Kirche 2Vll, 723; und S. WIJSEN, O.F.M., Flet middeleeuwse mysteriespel. Van benedictijnse tot f'ranciscaanse inspiratie, in Sint Franciscus 4(1958) 268-284. - Seine Beobachtungen ließen sich vorn S.C. her noch verstärken und vertiefen. Vgl. auch: OcTAVIANUS A RJEilEN, O.F.M.Cap., De S. Francisci Assisiensis stigmatum susceptione. Disquisitio historico-critica lucc testimoniorum saeculi XIII, in Call.Franc. 33(1963) 210-266, 392-422, bes. 397-407 (Pcculiaris ... facullas animi motus in cor– poris organa transfundencli). ss Einige Beispiele solcher « Regieanweisungen » seien genannt: <( Sicque in so!io nuditatis suae clomina Paupertas se reclinans, vraevenil eos in benedictionibus dulcedinis et dixit eis ... » (15), dabei ist keine wichtige Gebärde vergessen! - « Ad haec dornina Paupertas corde laetabundo, exhilarata facie, voce dulci respondit dicens ... » (23), damit ist genau umschrieben, wie sie ihre große Rede zu halten hat! - Charakteristisch ist auch die Schilderung

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