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12 KAJETAN ESZER Apostelwort hat auch das christliche Leben des hl. Franziskus stark geprägt; es ist eine der Grundlagen seines Lebens in Armut gewesen 38 • Das so angekündigte Thema wird nun im S.C. in einem dreifa– chen Ansatz behandelt: zunächst in der Ansprache des hl. Franziskus an die Herrin Armut (16-22), sodann in aller Ausführlichkeit in der Antwort der Armut an Franziskus und seine Brüder (23-55) und schließlich in der zusammenfassenden Schlußmahnung der Herrin Armut (64-69). Hier wird tatsächlich die « dispensatio paupertatis », der göttliche Heilsplan mit der Armut vor den Minderbrüdern aus– gebreitet, angefangen vom Paradies über den Sündenfall und die Ge– schichte des alten Gottesvolkes bis zur Erlösung in Christus, und dann fortgesetzt in der Geschichte des neuen Gottesvolkes bis zu Fran– ziskus: « Mirabilis est dispensatio paupertatis ». Dazwischen liegt als Antwort des hl. Franziskus die Erklärung, daß er und seine Brüder sich ganz in diese Heilsordnung hineinstel– len wollen. Dieses Versprechen, diese « altissima professio », nimmt die Armut an und bekräftigt es ihrerseits durch das geheimnisvolle Mahl, das sie mit ihnen hält: « salutare commercium », nach dem sie den Brüdern - und das ist das Ziel des heilbringenden Austaus– ches - erklärt: « Illis coniuncta sum in terris, qui mihi imaginem repraesentant eius, cui sum desponsata in caelis » (64). Das Ganze schließt dann mit dem Segen der Armut über die Brüder und der Mahnung: « Ut perseveretis in iis, quae Spiritu Sancto docente coe– pistis, non deserentes perfectionem vestram » (65). In dieser letzten Zusammenfassung wird dann vor allem der eschatologische Charakter der Armut betont. Im einzelnen geht es um folgendes: Weil der Mensch im Paradies « nihil proprietatis habens, totus de Deo erat » (25) und dadurch, weil er eben alles von Gott hatte, an der Fülle Gottes teilnahm, ist der Urzustand wiederhergestellt, wenn der Mensch wieder ganz arm ist, um « erfüllt zu werden mit der ganzen Fülle Gottes» (Eph 3, 19). Darum erklärt die Herrin Armut, nachdem sie bei Franziskus und seinen Brüdern die « tanta caritatis plenitudo » erfahren hat: « Vi– sum sit mihi hodie esse vobiscum tamquam in paradiso Dei » ( 64 ). Diese Wiederherstellung ist aber dem sündig gewordenen Menschen - darüber läßt das S.C. keinen Zweifel - nur möglich, wenn er, wie er durch die Armut Christi erlöst wurde, sich diese Armut zu eigen macht (33). Weil Christus auf dem Wege der Entäußerung von allem, der ganzen Armut, das Heil der Menschen wirkte, ist die Armut auch für den Menschen der Weg zur Herrlichkeit. 3 8 Vgl. etwa: Regula bullata, c.6; Epistola ad fideles, n.1 (Analekten, 32 und SO; vgl. Opuscula, 68 und 88); 2 Celano 73 und 74; Legenda maior, VII, 7.

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