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UNTERSUCHUNGEN ZUM « SACRUM COMMERCIUM B. FRANCISCI » 11 liehen Sprachgebrauch hinausheben. In beiden Formulierungen wird die Absicht des Verfassers, der ohne jeden Zweifel. theologisch ge– schult ist, deutlich, daß er hier etwas ganz Besonderes sagen will. Nun steht aber - nach den umfangreichen Untersuchungen von M. Herz 35 - der Begriff commercium als Ausdruck für die durch die göttliche Menschwerdung erfolgte Vergöttlichung des Menschen in einer inneren Verwandtschaft zu den bei den griechischen Vätern so beliebten paulinischen Begriffen µunriptov (mysterium, sacramen– tum) und oixovoµia (dispensatio, dispositio) 36 • Der Verfasser des S.C. will also offensichtlich die wunderbare, heilsgeschichtliche Bedeu– tung der Armut herausstellen und betonen, daß in ihrer Aufnahme ein heilbringender Austausch erfolgt. Von daher erklären sich auch die mit Bedacht gewählten Be– zeichnungen der Armut als der « domina gentium », die zur Witwe geworden ist wie die heilige Stadt des Alten Bundes (vgl. Lam l, 1), und als der « regina virtutum », die geringgeschätzt und verachtet wird, weil die Menschen auf den. Heilsplan Gottes, in dem diese eine so große Rolle spielt, .nicht eingehen und darum des « salutare com– mercium », der heilbringenden Vereinigung mit dem Geheimnis der Erlösung in Christus, der Verähnlichung mit ihm (vgl. S.C., 64!) nicht teilhaftig werden. Damit ist nun sehr genau das eigentliche Thema unserer Schrift angegeben. Sie beschreibt die· Stellung der Armut im göttlichen Heils– plan und ihre heilvermittelnde Funktion. Ist doch die Armut vom « König der Könige zur Königin und Herrin eingesetzt », damit « durch sie Der die Menschen aufnehme, welcher durch sie die Menschen erlöst hat». Die Armut soll dem Menschen « Weg sein, auf dem er zum König der Herrlichkeit gelangt», wie sie diesem Weg war, als er sich herabließ, zu den Menschen zu kommen, um sie zu erlösen 37 • Mit diesen Worten ist das Erlösungsgeheimnis umschrieben, wie Pau– lus es verkündet hat: « Verstehet die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: euretwegen ist er arm geworden, obschon er reich war, damit ihr durch seine Armut reich werdet» (2 Kor 8, 9). Dieses 36 M. HERZ, Sacrum commercium. Eine begriffsgeschichtliche Studie zur Theologie der Römischen Liturgiesprache (Münchener Theologische Studien II. Systematische Abteilung, 15), München 1958. 86 A.a.O., 153. - Zu dieser Bedeutung von « dispensatio" vgl. auch schon Thesaurus V, col. 1398f. 37 « Tantum fac nobiscum pacem et salvi erimus, ut per te nos recipiat qui per te nos redemit" (16) und: « ut digneris esse nobiscum et sis nobis via perveniendi ad Regem gloriae, sicut fuisti via sibi, cum dignatus est visitare sedentes in tenebris et umbra mortis » (16). - Das ist genau das Thema von der wunderbaren Heilsbedeutung der Armut und dem heilbringenden Austausch, der in n.13 angekündigt wurde und im folgenden Text dargestellt wird (16-22). - Auch Franziskus nannte die Armut « specialem viam salutis » (2 Celano 200; Legenda maior, VII, 2).

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