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rn KAJETAN ESZER sei, das Wort hat hier den Sinn von conversatio, den es auch sonst in der lateinischen Sprache haben kann. In diesem Sinne würde es auch, ganz allgemein genommen, zum Inhalt des S.C. passen. Wenn man aber die Aussage bei 1 Celano 35 mit den Worten vergleicht, in denen Julian von Speyer sie überliefert, ergibt sich so– fort ein spezifischerer Sinn : « ... itaque cum ingenti gaudio sanctae paupertatis initia renovantes, pacto illam perpetuo firmaverunt » 32 • Julian sieht also in dem von Celano mit commercium wiedergegebe– nen Sachverhalt ein pactum, einen Vertrag oder einen Bund, den Franziskus und seine Brüder hier mit der heiligen Armut abschließen. Dem würde sowohl das « statuunt et confirmant » bei 1 Celano 35 wie das « iuramus et statuimus » des S.C., 57 entsprechen 33 • Tatsächlich geht es in letzterem um einen solchen Vertrag oder Bund, dessen Inhalt allerdings noch näher untersucht werden muß. Auffallend ist, daß das Wort commercium, abgesehen vom Incipit, das zudem späteren Ursprungs sein kann, nur an einer Stelle im Text des S.C. vorkommt: Nachdem Franziskus einige Brüder um sich ge– sammelt hat, um mit ihnen den hohen Berg zu besteigen, auf dem die Armut weilt, hält er ihnen eine ermunternde Ansprache, in der es u.a. heißt: « Mirabilis est, fratres, dispensatio 34 paupertatis, sed facile poterimus ipsius frui amplexibus, quia facta est quasi vidua domina gentium, vilis et contemptibilis omnibus regina virtutum. Nullus est qui e regione clamare audeat, nullus qui iure hoc salutare commercium prohibere valeat » (13). Es sei gerne zugegeben, daß hier dispensatio im ursprünglichen Sinne des Austeilens, des Schenkens gemeint sein kann. Aber die bei– den Adjektiva « mirabilis dispensatio » und vor allem « salutare com– mercium » wollen doch offensichtlich die Begriffe über den gewöhn- 32 Vita Sancti Francisci, n.22 : Anal.Franc. X, 345. :i3 Diese Bedeutung ist dem lateinischen Sprachgebrauch ebenfalls geläufig: vgl. The– saurus III, eo!. 1877. 34 Die Ausgabe von Quaracchi bietet dafür desponsatio, obwohl von den sieben benutzten Handschriften sechs an dieser Stelle dispensatio haben, das zudem in der Pariser Handschrift (XIII. Jh.) und in der Sieneser Handschrift (XV. Jh.) zu « desponsatio » korrigiert wird; vgl. auch E.A., S.7, der zudem darauf hinweist, daß es in einer italienischen übersetzung aus dem 14. Jh. heißt: « La dispensatione ». Dispensatio ist in diesem Zusammenhang schwer verständlich, darum mag sich die Änderung in desponsatio wie von selbst angeboten haben, während eine Änderung von desponsatio zu dispensatio, zumal nach dem Entstehen der « Braut-Armut-Mystik », von dem noch zu sprechen sein wird, unmöglich erscheint. Jetzt schon sei darauf hingewiesen, daß einzig bei dieser verbesserten Lesart im S.C. von einem sponsare zwischen Armut und Menschen die Rede wäre. Wir sehen darum in dispensatio die ursprüngliche Lesart.

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