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DIE BRIEFE DES SEL. APOLLINARIS MOREL 413 der vom Heidentum bedrohten Weltstadt zu widmen. So übernahm er die Seelsorge von 5000 Deutschen, die sich in Paris in allen Stadtteilen zerstreut angesiedelt hatten 100 • Bald entlud sich über seinem friedlichen Wirken der Gewittersturm der Revolution und richtete seine entfesselte Wut vor allem gegen Thron und Altar. Aufgefordert, den Eid auf die verwerfliche Verfassung zu leisten, gab er zur Antwort: « Unmoglich! » 101 und setzte seine priesterliche Tatigkeit mit unvermindertem Eifer im stillen fort 102 • Wiederum 1 º 3 stellte die Schlange der Verleumdung dem mutigen Glaubensbekenner nach und streute die giftige Lüge aus, Apollinaris habe den verra– terischen Eid geleistet 104 • Sein Entsetzen darob wurde noch schmerzli– cher, als er in den Zeitungen vom September 1791 seinen Namen in der amtlichen Liste der geschworenen Staatsgeistlichen lesen mu.6te 1 º 5 • Diese lügnerische Kunde, die ihn wie ein Schwert durchbohrte, war nun: Die V e r a n 1a s su n g , da.6 er einen offentlichen Brief an den Redaktor von l'Ami du Roí richtete 106 • Darin wollte er wahrheitsge– treu seinen Standpunkt klarmachen und seine unentwegte Treue zur Kirche offen bekennen. Der mutige Brief erschien in der Pari- 100 STADLER, Apollinaris, 124. 10 1 « P. Apollinaris gab aber, gleich vielen andern gut katholischen Geistlichen, helden– mütig zur Antwort, daE er solches nach ihrer Vorschrift ohne Nachteil der christkatholischen Religion unmoglich tun konne » (STADLER, ebd., 122). 1 02 Nach der Vertreibung aus Kirche und Pfrundhaus Saint-Sulpice gelang es Apolli– naris ungeführ ein Jahr in der Vorstadt Saint-Antoine, einem Herd der Revolution (J.B. WEiss, Weltgeschichte XV, Graz-Leipzig 3 1894, 31, 107, 132, 368, 400, SOOf) sich unbehelligt bei einem Freiburger, namens Wuilleret (Weullers), anzusiedeln; dann fand er wieder unbe– merkt Unterkunft bei einem befreundeten Schneidermeister, namens Stahl, an der Rue des Cannettes, ganz in der Nahe der Saint-Su!pice Pfarrkirche (STADLER, ebd., 128; CLERC, Apolli– naire, 161-176, 179ff; GUMY, Notice, 47f; JANN, Apollinaris More!, 18, 21). 10 3 Schon vorher wurde Apollinaris wiederholt das Opfer schwarzer Verleumdungen (STADLER, ebd., 116-119). 101 « Wer sollte es vermuten - seine Feinde [von Apollinaris] streuten fü!schlich von ihm aus, daE er den franzosischen Eid abgelegt und somit an der wahren Religion héichst untreu und verraterisch gehandelt habe; darob muEte er die herbsten Verweise in den an ihn gerichteten Briefen lesen » (STADLER, 122). 105 Aus dem Schreiben des Seligen, das unmittelbar folgt, erfahren wir sogleich, daE sein Name auf der Liste der eidleistenden Staatsgeistlichen fülschlicherweise gesetzt wurde. Entrüstet ruft er aus: « Comment est-il done possible qu' onait eu le front de m'insérer dans la liste des jureurs sans restriction? » (CLERC, Apollinaire, 158). 100 Apollinaris hatte den Mut, durch eine offent!iche Broschüre (1791) feierlich dagegen Verwahrung einzulegen und die eidverweigernden Priester entschieden zu verteidigen. Der vollstandige Tite! der Broschüre lautet: Le séducteur démasqué ou l'apostasie des Jureurs prouvée sans réplique, a la portée de tout le monde. Par un Religieux, vrai ami de la patrie, de la Liberté et de sa Religion. Donnez a César ce qui appartient a César, a Dicu ce qui est r, Dieu. S. Matth e 22. A PARIS Chez Crapart, Imprimeur-Libraire, place Saint-Michel. Ed. bei CLERC, ebd., 269-306.
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