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DIE BRIEFE DES SEL. APOLLINARIS MOREL 405 hatten seine Spri::ifüinge einen mi.Blichen Unterbruch der durch Apol– linaris glücklich begonnenen Studien erlitten. Der Unwille des Land– vogts war noch aufs hi::ichste gestiegen, da doch die Ordensobern ernstlich versprochen hatten, für den jah entrissenen Lehrer einen Nachfolger zu bestimmen, was aber bis zur Stunde noch nicht geschehen sei. E i n e S eh r i f t . Wahrend seiner Abwesenheit war eine giftige, geradezu schandbare Broschüre gegen die Kapuziner in Bulle in Umlauf gesetzt worden. Hinter ihr steckten mehrere Verfasser unter dem Decknamen: PARS SAGACIORA 55 . Die Schmahschrift entsprang dem gelben Neid gegen die segensvolle Tatigkeit der Kapuziner im Greyer– zerland und im ganzen Kanton Freiburg; besonders waren die Lehr– erfolge des P. Apollinaris bei den Junkern Uffleger und seine ein– fluEreiche Stellung beim Landvogt den Widersachern ein Dorn im Auge. In der gleichen Flugschrift wurde noch zum Entsetzen des P. Apollinaris neuerdings das lügenhafte Geschwatz vorgebracht, er habe sich zu den Deutschen geflüchtet, weil er fürchtete, in Bulle sein Seelenheil nicht wirken zu ki::innen. Antwort Apollinaris eri::iffnet dem erzürnten Freund, daE er in der be– wuEten Angelegenheit anlafüich der jahrlichen Visitation bei P. Pro– vinzial56 vorstellig geworden sei. Zum Beweis, wie aufrichtig und kraftig er seine Sache vertreten habe, vertraut er ihm Wort um Wort die Aussprache 57 mit P. Provinzial an. Jetzt sind wir nicht wenig erstaunt, wenn wir vernehmen, mit welcher Offenheit und Unerschrockenheit, um nicht zu sagen, mit welcher Kühnheit Apolli– naris mit seinem Obern über die Verschleppung der Lehrerfrage spricht. Noch mehr steigt unsere Verwunderung, wenn wir lesen, wie Apollinaris seinem Vorsteher ernst ins Gewissen redet, treu zum gegebenen Wort zu stehen. Das leere Gerede, das durch die Schrift verbreitet wurde, weist der Verleumdete mit wenigen, aber scharfen Worten zurück und bezeichnet es als ein Gebrüll des apo- 55 Die « scharfsinnigen » Verfasser verraten keinen besonderen Scharfsinn, wenn sie schon im Tite! einen argen Fehler gegen die lateinische Grammatik verbrechen: « pars sagaciora », statt sagacior. 56 Als Provinzial amtete damals Gotthard Weber von Zug (1734-1803). Dreimal trug er die Bürde eines Provinzobern (1783-1786, 1789-1792, 1795-1802). In gefahrvollsten Zeiten stand er fest und treu auf dem Posten, führte die Provinz klug und glücklich an tückischen Klippen vorbei und rettete sie so vor dem drohenden Untergang (PAL 127, 104-106; 124, 445ff; 150, 305 P; St.Fidelis 1(1909) 114; Helv.Franc. 9(1960) 77 Anm. 167). 57 Es muB angenommen werden, daB Apollinaris seine heikle Aussprache mit P. Pro– vinzial schrift!ich, Wort um Wort, vorbereitet hat, schon aus dem Grunde, weil er die deutsche Sprache noch nicht vollkommen beherrschte.
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