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396 BEDA MAYER VON EBNET Muttersprache, bediente. In allen Sprachen offenbart der Absender eine lobliche Gewandtheit sowie Treffsicherheit und Bestimmtheit des Ausdruckes. Als Mann des Ernstes und der Sachlichkeit zieht er die Knappheit und Klarheit der Fülle und Wohlredenheit vor, jedes unnütze Wort und weite Schilderung meidend. Die letzte Feile hat er an die Sprache nicht angelegt. So kann man Satzen begegnen, die nicht vollstandig aufgebaut sind, sei es, weil Apollinaris sie in aller Eile hingeworfen, sei es, weil die Macht der Affekte, die in seiner Brust aufwallten, die Grenzen der Grammatik übersprang oder übersah. Die Schrift zeigt in allen Briefen, auch wenn sie zeitlich weit auseinanderliegen, dieselben ruhigen und zumeist gefülligen Züge. Auch das Schriftbild jener Briefe, die in Stunden hei.Ber Kampfstim– mung oder seelischer Bedrücktheit niedergeschrieben wurden, er– weckt durchaus den Eindruck der Ruhe und Ausgeglichenheit. Mag sein, da.B ein Fachmann der Schriftdeutung doch aus gewissen Linien und Verbindungen herauszulesen vermochte, wie im Schreiber das Herz heftig pochte und stürmte, wenn auch durch einen starken Willen beherrscht und in Schranken gehalten. In der Veroffentlichung der Briefe wurde die moglichste Sorg– falt verwendet, um den Text nach dem Original genau, Wort um Wort, Zeichen um Zeichen darzubieten. Darum wurde Rechtschrei– bung und Zeichensetzung nicht den heutigen Regeln angeglichen, mag auch dadurch die Lesung etwas erschwert werden. In den franzosischen Briefen springt der gro.Be Unterschied der Orthogra– phie von damals und heute jedem sogleich in die Augen. So bilden diese Briefe einen wertvollen Beitrag zur Geschichte der Sprach– kunde. Charakterbild Es sei erlaubt, aus den Briefen des Seligen einige Charakterzüge aufzuzeigen. Denn Briefe legen in der Regel einen zuverlassigen Ma.Bstab in die Hand, um das Innere des Menschen zu beurteilen, die notige Sorgfalt vorausgesetzt. In den Briefen des P. Apollinaris tritt uns ein Mann von starker Pragung entgegen; stets strebt er ldar und unverrückbar einem Ziele zu: der Wahrheit Zeugnis zu geben. Für die Wahrheit tritt er mutig und offen vor die Schranken und kampft tapfer mit blanken Waffen; endlich geht er für die Wahrheit in den Tod. Doch in der Kampfweise zeichnen sich Unter– schiede ab. In den ersten drei Briefen ist er emport über Unwahrheit und Verleumdung. Gewisse Gefühle personlicher Empfindlichkeit schwingen mit und lassen einige harte Klange in den Zeilen erklin– gen. Im vierten Brief, in jenem, den Apollinaris bald nach der

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