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6 RAINALD FISCHER VON JONEN Eine direkte Verwendung der Relation Paravicinis in Mattias Chronik ist wohl kaum anzunehmen. Als Mattia die Schweiz visi• tierte, war die Nuntiatur vakant15, der Bericht an den Staatsskretar langst abgeschickt. DaE Mattia da Salo Zutritt zum papstlichen Geheimarchiv besaE, ist nicht anzunehmen. Es scheint auch kaum wahrscheinlich, daE der Chronikschreiber vom groEherzoglichen Hof von Florenz eine Abschrift der Relation erbeten oder erhalten haL Eher ist mit der Moglichkeit zu rechnen, daE eine Kopie der Relation oder des Originalberichtes aus Appenzell von der Nuntiatur dem Kommissar der Schweizer Kapuziner in Luzern übermittelt wurde. Wir sind zwar über den Austausch von Aktenstücken zwischen der Nuntiatur und schweizerischen geistlichen und weltlichen Behorden schlecht unterrichtet. Doch weist die Gepflogenheit des Vorortes Luzern, wichtige Briefe im Original oder in der Kopie den andern interessierten Orten oder Kreisen mitzuteilen, auf einen solchen Austausch hin. Im Provinzarchiv Luzern hat sich beispielsweise ein Schreiben des Kapuzinergenerals P. Hieronymus von Sorbo an die VII Orte, eine Klostergründung im Wallis betreffend, vom 12. Juni 1596 erhal– ten. Das Original wurde also vom luzernischen Ratsschreiber den Kapuzinern übergeben, wahrend ins Staatsarchiv nur eine deutsche -Obersetzung gelegt wurde 16 • Von regen Beziehungen der Nuntiatur zu den Kapuzinern, die neben den Jesuiten als die besten Mitarbeiter im Reformwerk galten, sprechen nicht nur unzahlige Briefstellen, sondern auch ein Bericht Mattias da Salo, der einen « servitore cau– datario» Nuntius Santonios durch ein Stück Tuch vom Habit Br. Felix' von Cantalice geheilt werden laEt 17 • -Ober die Ereignisse in Appenzell wurde Nuntius Paravicini vor allem durch die Briefe P. Ludwigs von Sachsen auf dem Laufenden gehalten. Manche dieser lateinischen Schreiben wurden in Kopie (die Originale sind nicht erhalten) den Berichten an den Kardinalstaats– sekretar beigefügt, andere vom Nuntius oder seinem Sekretar zu langern oder kürzern italienischen Relationen verarbeitet1 8 • Gelegent– lich hat auch ein anderer Kapuziner aus dem Kloster Appenzell die neuesten Nachrichten über den Fortgang der Rekatholisierung 15 J.G. MAYER, Das Konzil van Trient und die Gegenreformation in der Schweiz, Stans 1903, 332f. 16 Luzern, Prov.Arch., 6 M 1 [alte Bezeiclmung]; Staatsarchiv, Schachtel 253. 11 MHOMC VI, 470L 18 Vatikanisches Archiv, Nunziatura Svizzera, vol. 2, 2a, 3 und 4. Wir hoffen diese Briefe P. Ludwigs, die nur teilweise veroffentlicht sind (Kar! RITTER, Die Teilung der Landes Ap– penzell, Trogen 1897), gelegentlich vollstandig publizieren zu konnen.

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