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22 KAJETAN ESZER 4. - Der besondere Charakter des S.C. Was das S.C. eigentlich sei, ist eine Frage, an der viel herumgerat– selt wurde. Am einfachsten machten es sich jene, die es als ein poe– tisches Werk charakterisierten und es am liebsten der Literaturge– schichte zuwiesen 71 • Ebenso au.Berlich und sachlich unbegründet ist die Charakterisierung, die Fr. de Sessevalle gibt, der im S.C. eine ·« sonderbare Idylle sieht, die den Traum eines Spiritualen schildert »; er nennt es «eine dichterische Fiktion, die eines gewissen Charmes nicht entbehrt »; schliefüich ist es ihm eine « mystische Traumerei » 12 • P. Sabatier deutet es ganz in seinem Sinne, wenn er schreibt: « Das S.C. ist in apokalyptischer Form der Siegesgesang der Brüder, welche dem reinen Ideal der evangelischen Armut treu geblieben wa– ren, in deren Dienst der Stifter des Ordens hatte leben und sterben wollen. Es ist zugleich das Programm des neuen Generalministers : ein heroisches Programm, wenn man sich vergegenwartigt, wie Bruder Elias mit denen verfuhr, welche ihm zu widerstehen wagten » 73 • Sehr nüchtern formuliert dagegen H. Thode, wenn er im S.C. nicht « die volkstümliche Vermahlung, sondern eine ausführliche Darle– _gung der Gebote der Armut für den Orden in Wechselrede zwischen Franz und der Poverta » sieht 74 • Am haufigsten wird das S.C. als Al– legorie charakterisiert: « cette allégorie fraí:che et poétique »; « cette .allégorie tres vivante et parfois tres audacieuse » 75 ; « tractatus iste allegoricus » 76 • Zwei Komponenten zeigt I. Gobry auf: « Il célebre dans le style galant des troubadours - rehaussé par l'in– terprétation allégorique de l'Écriture l'union contractée entre saint Frarn;:ois et Dame Pauvreté » 77 • Die jüngsten Au6erungen liegen in derselben Linie : « this charming :Schrift, die darin so konseqnent mit dem Denken des Heiligen übereinstimmt .wie das S.C. Die von uns gewünschte Studie über dieses Motiv (a.a.O.) mü&te diese Zusammenhange ·sorgfültig beachten. 71 Vgl. D. DE KOK, O.F.M., in Arch.Franc.Hist. 6(1913) 595; D. v. ADRICHEM, O.F.M., a.a.O. 19(1926) 12; J. TAKACS, O.F.M., a.a.O. 23(1930) 552. n Histoire générale, 109 und 111. 73 Kurze Bemerkungen, 279. - In der Neuausgabe seines Speculum perfectionis nennt er das S.C.: « manifeste du partí des zélateurs de la pauvreté, daté de 1227 » (I, 9); « une exaltation mystique d'une haute valeur, mais peu en harmonie avec I'organisation d'une nombreuse armée » (II, 119). 74 Franz van Assisi, 604 Anm. 783. - Es mag überraschen, wie wenig die richtige Beobachtung Thodes hinsichtlich der « volkstümlichen Vermahlung » beri.icksichtigt wurcle. -Gewisse überlieferungen erweisen sich eben als erstaunlich zahlebig. 75 M. BIHL, in Arch.Franc.Hist. 6(1913) 592 und 409. 76 L. ÜLIGER, in Antonianum 12(1937) 61 Anm. 3. 77 Mystiques franciscains, 27.
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