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UNTERSUCHUNGEN ZUM « SACRUM COMMERCIUM B. FRIINCISCI » 15 3. - Armut: Herrin oder Braut Gegenüber einer heute fast überherrschenden Meinung muE · zu– nachst ausdrücklich festgestellt werden, daE sich im Schrifttum des hl. Franziskus nicht die Spur einer Brautmystik der Armut gegenüber findet 48 • Wo er die Armut wie auch andere Tugenden personifiziert, spricht er von der « domina paupertas » 49 • Selbst in den Logien des Heiligen, die uns in den Legenden überliefert sind, ist immer nur von der « domina paupertas » die Rede 50 • Thomas von Celano kennt diese Redewendung auch, wenn er mit eigenen Worten berichtet 51 • Aber in seinen Reflexionen und Deutungen zum Franziskusleben führt er schon einen anderen Gedanken ein : so wenn er von einem Traumge– sicht des hl. Franziskus berichtet, in dem dieser eine merkwtirdige Frauengestalt gesehen habe, und hinzufügt: « Multi attamen, spiritum Dei habentes, dominam istam velut sponsam patris intelligunt pau– pertatem » (2 Celano 82). Wahrheitsgetreu berichtet er aber, daE Fran– ziskus selbst keine Deutung des Traumbildes gegeben habe. Wie konnte es zu dieser Deutung kommen? Ein erster Ansatz– punkt dafür wird gerne in einem Bericht bei 1 Celano 7 gesehen: Als die Geführten den jungen Franziskus fragen, ob er eine Frau zu hei– raten gedenke, antwortete dieser: « Nobiliorem et pulchriorem spon– sam quam umquam videritis ducam, quae ceteris forma praemineat et sapientia cunetas excellat ». - Offensichtlich hat Franziskus auch in diesem Falle nie eine Deutung gegeben, wen er unter dieser « sponsa » verstanden habe. Darum blieb den Legendenschreibern, aber auch den modernen Biographen nichts anderes übrig, als wiederum selbst eine solche Deutung zu versuchen. So ist Celano überzeugt, daE Fran– ziskus damit das Ordensleben gemeint habe, das er auf sich nehmen würde, oder auch das Reich Gottes, das er so sehr ersehnte 52 • Wichtig 18 Diese Tatsache fügt A.v. Corstanje sehr gut in seine Studie ein (Het heilig liefdever– bond, 41f); doch haben wir schon früher auf diese notwendige Korrektur an so manchen spateren Aussagen hingewiesen; vgl. EszER, Mysterium paupertatis, 186 Anm. 60. 10 Laudes de virtutibus (Analekten, 64; vgl. Opuscula, 20); Testament von Siena (Specu– lum Sabatier, c.87, n.18; Speculu111 Lemmens, n.36; Legenda Delorme, n.17). Zur Frage der Echtheit dieses Testamentes vgl. K. EszER, Das Testament des hl. Franziskus van Assisi. Eine Untersuchung über seine Echtheit und seine Bedeutung, Münster/Westf. 1949, 10·11. 50 2 Celano 70, 84, 215; Legenda maior, XV, 4. Hinzufügen lielse sich noch der Bericht: 2 Celano 93; Legenda maior, VII, 6; JACOBUs DE VoRAGINE, Vita S. Francisci, n.17 (alle in Anal.Franc. X) und aus Jetzterem n.14: « Paupertatem in se et in aliis adeo diligebat, ut paupertatem dominam suam semper vocaret ». (Der Hinweis auf 2 Ce/ano 70 in Anal.Franc. X, 684 íst befremdlich; cler Satz ist durchaus Eigengut des Jacobus de Voragine!); ferner: Speculum Sabatier, c.17, n.2; c.22, n.14; c.112, n.17; mit den Parallelen: Speculwn Lemmens, n.41 und 1; Legenda Delo,-me, n.88 und 60. 51 Vgl. 1 Celano 51; 2 Cela,w 70. 52 « Et equiclem immaculata Dei sponsa est vera religio quam suscepit, et thesaurus absconditus est regnum caelorum, quod tanto desiderio exquisivit » (1 Ce/ano 7).

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