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ZUR SANKT-ANNAVEREHRUNG IM FRANZISKANERORDEN 455 entstanden doch auch im 17. und 18. Jahrhundert noch neue Bruder– schaften. So in Wien in der Jesuitenkirche, in Plan (Bi:ihmen), Koslar und in der Schweiz. Die Franziskaner gründeten Bruderschaften in Kadinen, wohin viele Frauenburger pilgerten, dann in Schi:inbrück, Elbing und vorher schon in Springborn (1672) und Wartenburg 34 • Die ki:ilnische Bruderschaft geht gleichfalls auf die Minderbrüder zurück. In einigen handschriftlichen Bemerkungen im Ki:ilner Stadtarchiv liest man: « De fraternitate S. Annae que incipit Coloniae apud Mi– noritas a.d. 1480 » 35 • Im berühmten Wallfahrtsort Sainte-Anne-d'Auray wurde 1641 die Bruderschaft gegründet, in deren Registern Ki:inigin Anna von ósterreich, Gemahlin Ludwigs XIII., an erster Stelle einge– tragen wurde, oder vielmehr sich selbst einschrieb. Zu den Gebeten der Bruderschaft gehi:irte haufig der Rosenkranz zu Ehren der hl. Anna. Johann Weigkannt, Guardian der Franziskaner zu Bamberg, sand– te am 11. Januar 1500 an den Fürsten von Anhalt für seine Frau Mar– gareta einen « verdeutschten Rosenkranz der allerheiligsten Mutter Sanct Anna, bittend, daE ihre Gnaden mitsamt der Frau die aller– heiligste Frau Sanct Anna wollten aufnehmen zu einer besondern Patronin » 36 • Dieser Rosenkranz wurde von der Kongregation der Ablasse 1678 verboten. Untersagt wurden gleichfalls verschieden A n nas eh r i f ten, deren Aufzahlung man bei Kleinschmidt nachlesen kann 37 • Grund des Verbotes war wohl, weil die Verfasser dieser Werke die Jungfraulichkeit der hl. Anna bei der Geburt Christi, bezw. die Empfüngnis Annas ohne Zutun des Mannes lehrten. Pelbart von Temesvár, O.F.M.Obs., spricht von einfültigen Menschen, die glaub– ten, Anna habe durch den KuE des Engels empfangen. Ein gewisser P. Imperialis in Neapel, O.F.M., vertrat ebenfalls diese Meinung. Zeitweise wurde auch das Buch der Franziskanerin Maria von J esus aus Agreda, O.Conc., Geistliche Stadt Gottes, verboten, worin sie von der Empfangnis Annas behauptet, die Eltern Mariens waren ganz von der Gnade geleitet und von jeder bi:isen Begierlichkeit so sehr frei gewesen, daE jede Unvollkommenheit, die eine Folge der Erbsünde und sonst für gewi:ihnlich an die Materie und deren Mit– teilung geknüpft ist, hier vi:illig fehlte. Bei der Verurteilung ihres Buches durch Innozenz XI. im Jahre 1681 wird gerade diese Behaup- 34 B. KLEINSCI-IMIDT, HZ. Anna, 300. 35 P. SCHLAGER, O.F.M., Beitriige zur Geschichte der k/Jlnischen Franziskaner-Ordenspro– vtnz im Mittelalter, Koln 1904, 259 Anm. 3. '" H. BECKER, Reformationsgeschichte der Stadt Zerbst, Dessau 1910, 258. 37 B. KLEINSCHMIDT, Hl. Anna, 302f.
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