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450 WILLIBRORD LAMPEN der Annaverehrung. Nach 1130 treffen wir bei dem Benediktinerin– nenkloster Fahr im Kanton Zürich eine St. Annakirche, im Jahre 1133 eine zu Hagenau im Elsa.B. Die Kapelle der Kaiserpfalz zu Hagenau besa.B eine angebliche Annareliquie wie auch das Benediktinerkloster zu Weingarten. Paderborn soll unter den deutschen Stadten zuerst den Annakult gepflegt haben. Nach E. Martene, 0.S.B. 18 , befand sich dort eine Statue der hl. Anna, die angeblich von Bischof Imand (1076) herrührte. Nach meinem Dafürhalten ist das noch nicht ein Zeichen der Ver– ehrung. Deutlicher spricht dafür eine Prozession, welche am St. Annatag in Braunschweig stattfand. Spater führte die Stadt das An– nabild im Stadtwappen. Reliquien der hl. Anna kamen 1199 nach Bremen, 1204 nach Chartres; die Kreuzfahrer brachten namlich verschiedene mit aus Konstantinopel und Palastina. Die Echtheit dieser Reliquien steht zwar in Frage, aber sie waren Veranlassung, wie z.B. in Chartres, zur Verehrung durch ein eigenes Offizium 19 • Thiofrid von Echternach, der in seinem Buch Flores epitaphii Sanctorwn viele Reliquien erwahnt, kennt 1103 noch keine St.-Anna-Reliquien. Apt in Süd-Frank– reich feierte aber am Montag nach der Osteroktav die Auffindung des Korpers der hl. Anna. Einige Schriftsteller behaupten sogar, die hl. Maria Magdalena habe die Reliquien nach Apt überbracht. Andere schreiben diese Translatio dem Lazarus zu. Sie sollen vom hl. Auspi– cio (398) verborgen, unter der Regierung Karls des Gro.Ben wieder aufgefunden worden sein. Phantasieprodukte, die keines Kommen– tars bedürfen! In Coimbra stiftete Konig Sancho I. ein Annakloster. Pisa hatte ein solches schon 1086, Faenza 1268. England hatte in Bischof Rugo von Lincoln einen gro.Ben Annaverehrer. Wir konnten diese Zeugnisse von Verehrung vor und um 1200 leicht vermehren, wollten aber damit nur aufzeigen, da.B die Verehrung der hl. Anna nicht ihren Ursprung im Franziskanerorden hat. 2. - Formen franziskanischer Annaverehrung So wenig wie der Ursprung der Weinachtskrippe auf Franziskus oder die Franziskaner zurückgeht, so wenig ist der A n fa n g d e r V e r e h r un g den Minderbrüdern zuzuschreiben, wohl aber deren Verbreitung, wie wir jetzt darlegen wollen. Der Bollandist G. Cuperus meint, die erste sichere Erwahnung 1s Voyage littéraire de deux religieux de la Congrégation de Saint-Maur II, Paris 1717, 239. rn F. DE MÉLY, Le trésor de Chartres, Paris 1886, 23.
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