BCCCAP00000000000000000000794
Die antireligiöse Politik der Liberalen Die Säkularisierung verdammt Mella mit besonderem Nachdruck. Sie hinderte aber die Kirche nicht, weiter gegen den feindlichen Staat zu wirken, denn die Liehe ihrer Söhne unterhielt sie. ,,Da griff man zu einem zweiten Mittel, so ungerecht wie machiavellisch, auf das nicht einmal die nordischen Tyrannen und die britischen Protestanten gdwmmen waren: die Rückerstattung eines kleinen Teiles nicht des geraubten Kapitals, sondern seiner Rente, während man sich Verwaltung, Auszahlung und oft genug die Aufhebung vorbehielt 96 ." Das Patronatsrecht der liberalen Regierungen ist für Mella nichts anderes als eine moderne Spielart des aus der Mode gekommenen Regalismus. Noch deutlicher war die religionsfeindliche Tendenz der zweiten Maßnahme liberalistischer Kirchenpolitik: der Trennung von Kirche und Staat. Beide lassen sich auf ein und dieselbe Absicht zurück– führen: Erlangung der religiösen Unabhängigkeit des Staates und der wirtschaftlichen Abhängigkeit der Kirche. ,,Dadurch kam man dazu, das Verhältnis von Kirche und Staat auf folg,ende wider– sinnige Formel zu bringen: Moralische Trennung durch die reli– giöse Unabhängigkeit des Staates und materielle Einheit durch die wirtschaftliche Abhängigkeit der Kirche." 97 • Der soziologische Optimismus des Liberalismus vertritt die naive Annahme, daß sich die Gesellschaft mit Notwendigkeit einem Zu– stand höchster Vollkommenheit nähere. Dies,er Sat, des Liberalis– mus ist „die Antithese zur Kirche" 98 • Auf Grund der absoluten Unabhängigkeit der Vernunft proklamiert man das Recht, ent– weder den Glauben, der einem paßt, oder überhaupt keinen zu: bekennen 99 • Das bedeutet praktisch Leugnung Gottes, denn ent-– weder seljt man voraus, daß es keine wesentlichen Bindungen des: Mensch,en an Gott gibt oder daß alle Religionen gleichwertig sind;; und damit ist der Sajj vom Widerspruch aufgehoben 100 • Das Prin– zip der Religionsfreiheit ist unvertr.etbar, denn wenn es keinen Gott gibt, braucht man keine Religion; wenn es aber eine wahre Religion gibt, dann bestimmt sie, was man zu tun und zu lassen hat. Ebenso durchsichtig ist das Prinzip der Meinungsfreiheit. ,,Presse– freiheit - gegen wen? Gegen die Kirche. Freiheit der Meinungs– äußerung - gegen wen? Gegen die Kirche. Freiheit des Gottes– dienstes - geg,en wen? Gegen den katholischen Gottesdienst. 96 ibd. V, S. 196 f. 97 ibd. V, S. 197 f. 98 ibd. V, S. 31. 99 ibd. V, S. 32. 100 ibd. VI, S. 246, S. 78 ff. 85
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA3MTIz