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des Willens, als Grundlage der Idee der Republik, und schließ– lich die These, unsere Begierden seien vorzüglich, und als Ziel aller Regierungen habe ihre Befriedigung zu gelten 4 4. Während Don0so diese Anwendung speziell für die sozialistischen und dema– gogischen Regierungen durchführt, gilt sie nicht weniger für den Liberalismus. Weil dieser keine Erbsünde mehr hatte, war er gezwungen, die Wurzel alles Übels in der Ungeseijlichkeit der Regierung zu sehen, Gut und Böse zu politischen Auss,ag,en zu machen und damit der Politik eine übertriebene Bedeutung zuzumessen, die ihr im Ver– gleich mit Religion und Gesellschaft weiß Gott nicht zukommt 45 • An die Stelle des Glaubens rückte die laizistische Vernunft; ihre Fortschritte gelten als Fortschritte in der Wahrheit und werden durch Übung ermöglicht, die man mit Hilfe von Diskussionen ge– winnt. ,,So wird die Diskussion zum Gericht über alle Ldeen", und die beratenden Versammlungen werden zum Souverän 46 • Sakra– mente, Gnade, Kirche und Priestertum werden überflüssig. ,,Wo Gott auf den Himmel beschränkt ist, da wird die Kirche in ihr Heiligtum verbannt" 47 • Der Liberalismus hat diese Irrtümer nicht beabsichtigt, und sein Schwanken zwisch,en Prämissen und Folgerungen, Irrtum und Wahrheit hat ihn den Traditionalisten so widerwärtig gemacht: er proklamiert, was er aufhebt, und hebt auf, was er proklamiert, und seijt mit jedem Prinzip das Gegenprinzip, das ihm wider– spricht. ,,Er proklamiert die Monarchie und zugleich die Allmacht der Kabinette, der er sogleich die Allmacht der Parlamente ent– gegenstellt." Zur gleichen Zeit proklamiert er mit der Allmacht der Wähler „das Recht des Aufstandes, das jeden friedlichen höchstrichterlichen Schiedsspruch ausschaltet" 48 • Das Ergebnis ist Korruption in der Verwaltung. Was die Solidarität betrifft, so wird sie für den Bereich der Re– ligion mit der Leugnung der Erbsünde abgestritten, zugleich aber auch im politischen Raum durch das invidualistische Denken aus– geschaltet; und dennoch erkennt man die Erbmonarchie an 49 • Aus dieser Reihe von Widersprüchen folgt, daß der Liberalismus ab- 44 ibd. II, S. 624. 45 ibd. II, S. 444 und 448. 46 ibd. II, S. 618. 47 ibd. 48 ibd. II, S. 451. 49 ibd. II, S. 491. 64

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