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Zeit, die natürliche Familie ein Leben lang und die Hausgemein– schaft von Vater und Söhnen lange Jahre 21 • ,,Aus dem Zusammen– schluß der Familien entsteht ein Municipium mit der Kultstätte als Symbol religiöser, dem Rathaus als Symbol politischer und der Gemarkung als Symbol gesellschaftlicher Einheit. Aus dem Zusam– menschluß der Munizipien entsteht die Nation mit Thron und König als Einheitssymbolen. über allem steht die Kirche, in der sich alle katholischen Nationen mit ihren Herrschern brüderlich zusammenfinden" 22 • Neben den organischen Gruppen gibt es auch freiwillig gebildete Interessen- und Berufsgruppen; und die Ge– samtheit der Gruppen, nach hierarchisch gestuften Ständen geord– net, bildet die Gesellschaft 23 • Was Gott für den Einzelnen ist, ist die Kirche für die Gesellschaft. Beide sind auf einander angewiesen und ähnlich strukturiert; beide beruhen auf Autorität, un<l in beiden erscheint die Autorität in der Form der Monarchie. ,,Was der Raum für die Natur ist, ist die Gesellschaft für das sittliche Verhalten" 24 • Durch die Vorausse~ung, der Mensch könne sich seine Bewegungssphäre selbst schaffen, beraubt ihn der liberalistische Gesellschaftsbegriff eben dieser Sphäre. Donosos Gesellschaftsbegriff ist in strenger Analogie zum Gottes– begriff formuliert. Es gibt einen Gott, der allgegenwärtig ist, und einen König, der durch seine Fürsten allgegenwärtig ist. Dieser persönliche Gott herrscht über Himmel und Erde, und der König herrscht über seine Untertanen. Der herrschende Gott regiert Him– mel und Erde, und der König beherrscht seine Untertanen und regiert sie auch. Von diesen Thesen aus kann man ebensogut zur absoluten wie zur konstitutionellen Monarchie kommen; Donoso gibt das zu und betont, er sei kein Feind des Parlaments, wenn er auch den Parlamentarismus hasse 25 • Autorität und Krisen der Gesellschafi Die Autorität ist göttlichen Ursprungs. Mit dieser Lehre, sagt Donoso, hat der Katholizismus den Gehorsam geheiligt und Tyran– nei und Aufruhr, die schrocklichen Früchte des Hochmuts, ver- 21 ibd. II, S. 362. 22 ibd. II, S. 370. Rene Koenig vertritt in seinem Werk .Materialien zur Sozio– logie der Familie", die entgegengese!)te Meinung (Bern 1946): .Was für die griechisch-römische Antike gilt, trifft aber keineswegs für die moderne indu– strie-kapitalistische Gesellschaft zu." 23 Donoso 0. C. II, S. 369 f. 24 ibd. II, S. 145. 25 ibd. II, S. 610. 60
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