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gerechten Anteil an der Regierungsgewalt geben!" 68 • Die Bildung einer starken Regierung war, wie wir schon sahen, Balmes' großes Anliegen. Die schlimmste Gefahr sieht er in der Biegsamkeit der Verfassung. Sollte sich die spanische Politik im monarchistischen Sinne ent– wickeln, dann böte gerade diese Biegsamkeit die Möglichkeit einer Lösung; aber e•s besteht die Gefahr, daß j,ede Partei eine Aus– legung in ihrem Sinne vertritt. Die Fortschrittlichen werden aus der Verfassung Fortschritts1deen herauslesen und die Gemäßigten die Weltanschauung des achtzehnten Jahrhunderts. ,,Bei einem Blick auf die augenblickliche Situation diese1r Parteien fällt einem zuerst ihre außerordentliche Schwäche, ihr völliges Darniederliegen auf. Alle schreien, alle entwickeln eine fieberhafte Tätigkeit, alle gebärden sich stark, alle füMen sich berufen, die Geschicke der Nation zu lenken, und alle haben schon Ang,st vor dem bloßen Anblick ihrer Gegner. Birne bemerkenswerte Entwicklung! Ihr politisches Programm hat zuguterlet,t gesiegt, und nun wissen sie offenbar den Sieg nicht zu nut,en. Was zeigt sich da? Zeigt es sich nicht, daß an beiden Parteien vieles falsch ist und daß keine hod1 genug über den Dingen steht., um die spanische Nation verstehen und führen zu können?" 69 • Sozialismus Diese realistische und wenig hoffnungsvolle Kritik an den poli– tischen Gruppen der Zeit führt Balmes zu :dem gleichen Schluß, den auch Aparisi zieht: der Fo11derung nad1 einer echt spanischen Partei. Donoso und Mella sehen eben so klar wie Balmes, daß die Parteien des Liberalismus zum Untergang verdammt sind, weil sie dem Sozialismus den Weg bereitet haben. Balmes hält es für verhängnisvoll, den Soziali!smus zu unte11schät3en: ,,Man irrte gründlich, wenn man di,ese Neuerer für fanatisd1e Kreaturen hielte, die aus Geltungsbodürfnis oder aus Illusion kommen und gehen, ohne bleibende Spuren zu hinterlaissen" 70 • Balmeis stimmt mit Donoso und Mella überein, wenn er im Sozia– lismus die folgerichtige Weiterentwicklung des Liberalismus sieht 71 • Wie sie hält er ihn für eine Verirrung des menschlichen Geistes, der den Glauben v•erloren hat. ,,Ohne das Licht der Offenbarung i,st der Mensch, die Gesellschaft, ja die ganze Welt ein unentwirr- Gß ibd. VI, s. 49. mes, S. 94 ff. 69 ibd. VI, S. 56. 70 ibd. V, S. 558. 71 ibd. V, S. 658. Vgl. Garcfa Escudero: Polftica espaiiola y polftica de Bai- 51
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