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der Träger europäischer Kultur ist 20 • Der Polemiker wird zum Po– litiker: er schreibt die positiven Werte in der spanischen Über– lieferung unmittelbar dem Geist des Katholizismus zu 21 • Andrerseits ist die überlieferte Monarchie wie keine andere poli– tische Form in der Lage, Spanien wieder gesund zu machen. Ein Kiranker darf nicht immer an seine Krankheit denken, er muß sie vergessen. Aber „die Völker mit parlamentarischer Regierungsform und namentlich die jungen Demokratien begehen meist den Fehler, zu viel über Politik nachzudenken. Sie starren unentwegt auf die Regierung und auf die politischen Formen und gleichen einem Menschen, der sid1 ein Vergnügen daraus macht, eine Maschine auszuprobieren und immer weiter zu verbessern, ohne sich dwbei zu überlegen, was er mit ihr machen will" 22 • Spanien braucht vor allem eine starke Regierung, und die bietet ihm die Monarchie: „Wer Massen regiert, muß sich Macht sichern; um segensreich und von Dauer zu sein, bedarf Macht der Stetigkeit. Eine Regie– rung, an der zu viel gemodelt und verändert wird, kann nicht stark sein" 23 • Ist obendrein auch noch die Verfassung schwach, dann wächst die Gefahr. ,,Regierungsformen müssen zwar einigermaßen elastisch sein, damit sie sich ohne Bruch dem ewigen Wechsel anpas•s,en können, der alles Menschliche umformt und verwandelt. Aber die liberalen Institutionen sind schon von Natur aus so bieg– sam, daß man sie zu einander völlig entgegengeset3ten Zwecken be– nut3en kann" 24 • Nicht nur ist die monarchische Tira:dition in der &panischen Gesell– schaft verwurzelt, sondern die Vernunft zeigt auch, daß die Erb– monarchie außerordentliche Vorzüge besit3t 25 • Ihre Gefahren las– sen sich lei_cht umgehen, wenn angesehene Männer die Thron und Regierung umgebenden Ämter übernehmen - ,,am besten ein ein- 20 Das ganze Werk .EI Protestantismo comparado con el Catolicismo" ist eine Apologie des katholischen Einflusses auf die Geschichte. Der Grundgedanke ist, daß die europäische Zivili-sation die wahren Prinzipien ,für Individuum, Familie und Gesellschaft besi!:Jt. Das kommt daher, daß das Christentum sie befruchtete und belebte. Ein typisches Beispiel ist das Bewußtsein persönlicher Freiheit, das der Katholizismus übermittelte, indem er die Würde des Ge– wissens und die Achtung vor der Person proklamierte. Gleichfalls hat der Katholizismus das öffentliche Gewissen geprägt. Besonders bei Balmes, aber auch bei den anderen Traditionalisten, spürt man den Einfluß Chateaubriands (1768-1848) durch sein Werk .Le Genie du Christianisme" (1803). 21 ibd. VI, S. 203 f. und 272 f. 22 ibd. VI, S. 89, 250, 542. 2 3 ibd. VI, S. 24. 24 ibd. VI, S. 27. 2 s ibd. VI, S. 72, 83, 85, 158 f. 41

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