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sondern an der Seele krank: ,,Es gibt ein Volk von fünfzehn Mil– lionen Menschen, das seinen Glauben, sein Gefühl, sein Brauch– tum, seine alten und neuen Bedürfnisse hat, ein Volk, das denkt und das will, aber dunkel und verworren . . . Es braucht einen Arzt, der es beruhigt und zur Selbsterkenntnis führt, der ihm sagt: ,Sie wollen dies und beabsichtigen das und müs,sen so und so vor– gehen' - und dann fällt es ihm wie Schuppen von den Augen, und es sagt: ,Wahrhaftig, das dachte ich, das wollte ich - es war mir nur noch nicht klar!"' 12 • Nun gibt es in Spanien zwei wesent– liche Überlieferungen, die keine Regierung mißachten darf: ,,das monarchische und noch mehr das katholische Prinzip. Sie sind wie zwei Pole, um •die das spanische Volk kreisen muß" 13 • Thron und Altar Das katholi,sche Empfinden ist in Spanien noch ausgeprägter als die Liebe zur Monarchie 1 4 • ,,Wenn ein Volk lange Zeit voll und ganz unter dem Einfluß eines bestimmten P.rinzips gelebt hat, dann ist es ihm in Herz und Gesicht geschrieben" 15 • Erst als Spa– nien sah, ,daß viele Neuerungen von religiöser Ehrfurchtslosigkeit getragen waren, faßte es seinen Argwohn gegen alle Neuerungen 16 • Das war ein Nachteil, aber der Segen der religiösen Einheit wiegt ihn bei weitem auf. Es will in einem Zeitalter des Umsturzes der Werte schon etwas heißen, ,,daß man uns wahrscheinlich um diesen Stabilitätsfaktor beneidet" 17 • Für Balmes steht es fest, daß Spanien nur zwei Möglichkeiten .hat: Katholizismus oder Atheismus 18 • Daraus haben die Politiker die Folgerung zu ziehen, daß es ohne die Erhaltung und Pflege der Religion für Spaniens Krankheit keine Heilung gibt 19 • Wie die anderen Traditionalisten ist Balmes im Gegensat; zu Guizot .davon überzeugt, daß der Katholizismus 12 ibd. VI, S. 16. 13 ibd. VI, S. 62. 14 Ramiro de Maeztu wird diese Behauptung in der "Defensa de la Hispa– nidad", Valladolid 1939, wissenschaftlich belegen. Selbst Ganivet kommt trot, seiner weltanschaulichen Vorausset,ungen zu dem Schluß, daß die Katholizität ein wesentliches Element der spanischen Seele ist. Das wiegt um so schwerer, als er selbst aus seinem Abstand vom Glauben keinen Hehl macht. Sh. 0. C., eingeleitet von M. Fern:tndez Almagro, Madrid 1943, S. 98 ff. 15 Balmes 0. C. VI, S. 71. 1s ibd. VI, S. 190. 17 ibd. VI, S. 79. 18 ibd. VI, S. 200. 19 ibd. VI, S. 71 und 87. 40

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