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neunzehnten Jahrhundert, und sie bietet auch den Schlüssel zur Deutung des Traditional,ismus. Die Intellektuellen faßten das Problem der Rdormen ener,gisch an; Feij6o und Jovellanos schufen ihnen eine Ideologie. Abe,r dadurch waren sie noch nicht Liberale oder Tira,ditionalisten. Sie wollten theor,etisch auf dem Boden der Tradition das alte Werk der spanischen Politik in einem neuen Stile fortsel_3en. Das Volk, das noch nicht von der französischen Literatur infiziert war, wollte die reine Tradition weiterführ,en. Der Aufstand von 1808 unter– brach die ruhige Entwicklung. Traditionalisten und Prog,ressisten standen in feindlichen Lagern einander gegenüber. ,,Es handelt sich auf der einen Seite", sagt Pedro Lafn Entralgo, ,,um Traditio– nalisten, die die Tradition nicht ,in neue Formen gießen können oder wollen, und auf der anderen um Liberale, die nicht spanisch denken können oder wollen" 6 • Die Verwurzelung des Traditionalismus in der Nation Von den Jahren vor 1808 sagt Menendez Pelayo: ,,Monairchie, Cor:.. tes und Inquisition degenerierten - ein ganzes Jahrhundert poli– tischer Schmach" 7 • Aber mit einem Male erwachte die Nation von ihrem tiefen Schlaf und sühnte ihre Tatenlosigkeit mit ,der Wieder– geburt des Krieges. Dieser war von ungeheur,er politisch,er Bedeutung - eine mächtige Reaktion des ganzen Volkes, das damals vielleicht zum le1_3ten Male geschlossen für ein Ideal in die Schranken trat; eine volkstümliche Reaktion, von ,der die Intellektuellen sich fernhielten, weil sie die erste Hberale Verfassung Spaniens formulieren mußten; eine Re– aktion für die Überlieferung, wie das Volk sie verstand, gegen das Neue, das aus Frankreich kam. ,,Der Widerstand", sagt Men– endez P,elayo, ,,wurde ebenso ,demokratisch wi,e spanisch organisiert - mit jenem uralten föde1ralistischen Instinkt, der bei uns in Stunden der Gefahr zu erwachen pflegt" 8 • Selbst Schriftsteller wie Perez Gald6s, ,die dem Traditionalismus nicht eben wohl gesonnen war,en, haben die Heldentaten der Guel'illas verewigt. Auf de1r ganzen Halbinsel erhoben sich bewaffnete Gruppen, nicht selten von Priestern und Ordensl,euten geführt; sogar französisch be– einflußte Gemüter schlossen sich ihnen an. Daß ,dies Ereignis so allenthalben, so blutig und so verbissen geschah, ,ist ein Zeichen für die Wachheit des religiösen und vaterländischen Empfindens 6 La Generaci6n del 98, Madrid 1949, S. 48. 7 a. a. 0. VI, S. 7 f. 8 a. a. 0. VI, S. 9. 27
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