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Zweite Phase: 'Der demokratische Liberalismus In der zweiten Periode wurde der Liberalismus bereits vom Sozi– alismus infiltriert. Die französische Revolution von 1848 war eine soziale Revolution, und ihre Verwandtschaft mit dem spanischen Aiufstand de,s gleichen Jahres ist bemerkenswert, wennschon Ge– neral Narvaez besiegt wurde. Während der Regierungszeit foahellas unterscheidet Menendez Pdayo zwei Abschnitte: ,,Die Periode der unbewußten, legalen ,fortschrittlichen' Heterodoxie und die der pedantischen, akademischen und demokratiischen - und -das ist der Unterschied zwischen Mendizabal und Salmer6n" 9 • Die eine Gruppe bewahrte das E11be von 1812 und 1820 und ver– focht in ihrem Programm mehr oder weniger scharf di,e religiöse Einheit. ,,Die ,pseudophilosophischen' und supermodernen Demo– kraten gehen viel weiter, -dogmatisieren auf Schritt und Tritt und rühmen sich der Erneuerung der Gesellschaft" 10 • Kennzeichnend für diese Richtung war ihr Wortschwall; sie vertrat „den Sieg der neuen Ideale", den Haß gegen „die alten Formen", den „sm'lialen Fortschritt". Zudem neigte sie zu einem mystizistischen Universa– lismus, der ein Charakteristikum der s,pani:schen Kraus,isten war. „Und daher sahen sich im Jahre 1854", sagt nirnt ohne ein Lärneln Menendez Pelayo, ,,die alten Progressisten zu ihrer eigenen Über– rnsrnung einer Woge dunkel-hierogl}"phischer Weisheit gegenüber. Zum erstenmal hatte man si,e im Liberalismus übertroffen, be– handelte sie geradezu als Rückschrittler und trieb sie in ein La– byrinth ,soziologischer', ,biologisrner' und anderer Redensarten, von denen sie nicht mehr verstanden als von Hebräisch" 11 • Zu den seltsamsten Ersrneinungen jener Jahre gehört ohne Zwei– fel die Herrschaft ,der Generale. De,r Sozialismus hatte das Land in die Anarchie getr,ieben, und die Krone, die durch eigene Schuld ihr Ansehen verloren hatte, vermornte der wachsenden Unol'dnung nicht mehr Einhalt :zm gebieten. ,,Noch strenger als in der Natur", sagt E. Aun6s Perez, ,,he11rscht in ,der Politik das Prinzip des ,horror vacui'. Unter allen Umständen mußte für die verlorene Autorität der Könige Ersat:3 geschaffen und ein starker Arm ge– funden we1,den. Dazu war niemand mehr ber,eit als jene Männer, die von Berufes wegen den Arm am Säbel hatten. Und so entstand der Typ des spanischen Machthabers, dessen reinJSte Verkörperung Espartero war" 12 • Die Periode von Esparteros Fehlschlag [1856] bis zum Sturz Isaibellas II. und ,der Monarchie war ein einziger o a. a. 0. VI, S. 216. 10 a. a. 0. VI, S. 217. 11 a. a. 0. VI, S. 280. 12 Aun6s Perez: Itinerario a. a. 0. S. 114. 23
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